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Fälschung und Falschgeld in William Friedkins To Live and Die in L.A.

This paper examines the economic and aesthetic effects of counterfeit money and forgery in William Friedkin’s To Live and Die in L.A. Using Deleuze’s notion of film as the «power of the false» and Derrida’s thoughts on the fictionality of counterfeit money, Friedkin’s film is analyzed as an unique example of Hollywood mainstream cinema to allegorize the monetary logic of late capitalism as a regime of fabrication, falsification und simulation on all social, cultural and sexual levels. The film constantly blurs the differences between real and false money, hetero- and homosexuality, truth and appearance: F is for Fake.

F for Fake, F for Film, F for Friedkin: Dass Film die Kunst der Fälschung par excellence ist, offenbart sich bei einem Genreregisseur wie William Friedkin nicht minder als bei Orson Welles, der bekanntlich seinen letzten Film F for Fake titulierte. Ein Diktum, das vielleicht gegen Godards berühmte Formel vom Film als «Wahrheit 24 mal in der Sekunde» gewendet werden kann, in der noch André Bazins theologische Aufladung des filmischen Bildes als Vera Icon nachklingt.

William Friedkin hat sich aber spätestens mit seinem zweiten grossen Hollywoodfilm klar auf die Seite des Teufels geschlagen: Denn dass in The Exorcist (1973) der Teufel den Leib des unschuldigen Mädchens Regan derart monströs besetzt hält, ist vor allem einer selbst schon diabolischen Soundästhetik geschuldet, die den besessenen Körper mit einer grotesk deformierten, elektronisch modulierten Stimme sprechen lässt. Die Stimme des Teufels entspringt direkt der Fälschung der Synchronisation: Indem der Film das scheinbar natürliche Band zwischen Körper und Stimme, zwischen Bild und Ton radikal aufkündigt, hat er sich nicht nur für den postklassischen Horrorfilm als stilbildend erwiesen, sondern artikuliert die Fiktion des audiovisuellen Realitätseindrucks selbst als Effekt einer Fälschung.

Eine Fälschung indes, die kein Original mehr kennt: Der Teufel spricht vielförmig und vielzüngig aus Regan – nicht nur in verschiedenen Sprachen und verschiedenen Personen, sondern manchmal gar in rückwärtslaufendem Englisch, das nur als Aufzeichnung im Tonlabor wieder korrekt invertiert werden kann: Rewind Speech – der Teufel ist in The Exorcist nichts anderes als ein Aufschreibesystem, das die Ordnung von Körpern und Sprachen poetisch und technologisch denaturiert und nonlineare und achronologische Paradoxien ins Spiel bringt. Deshalb sind Spezialeffekte für eine solche polymorphe Ästhetik der Fälschung und Fabrikation konstitutiv:

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