Die Karte Ancient Courses, Mississippi River Meander Belt von Harold N. Fisk zeigt einen Ausschnitt des Mississippi in seinen Läufen als Mäander der Zeit. Zu sehen ist eine Abfolge zahlreicher farbiger Flussschlingen, die den Strom nicht in einem linearen Fliessen von Quelle und Mündung darstellt, sondern viele Flüsse zugleich. Im Rahmen eines umfangreichen Berichts für die «Mississippi River Commission» kartiert der Geologe Fisk nicht nur den damals aktuellen Zustand von 1944 des längsten Stroms Nordamerikas, er bietet vielmehr auf derselben bildlichen Oberfläche eine synchrone Übersicht darüber, wie sich der Fluss in unterschiedlichen (Ver-)Läufen mit Haupt- und Nebenarmen über die Jahrhunderte hinweg seinen Weg durch die Landschaft suchte, mit seinen Uferlinien Strukturen ausbildete und zeitlich und räumlich stark mäandernde Abschnitte des Wassers artikulierte.
Der Lauf der Zeit wird in der Differenz zwischen den kartierten Zuständen sichtbar. Dabei gibt es jedoch keinen ersten und keinen letzten Zustand, und demnach kein endgültiges Bild des Flusses. Der Blick auf den Fluss ist mitten in sein veränderliches Fliessen hinein gerichtet und lässt wechselseitige Bezüge zwischen verschiedenen Zeitschichten zu.