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Längs der Sonnenuntergangslinie ist noch ein kleiner Teil Westafrikas zu sehen. Der Rest des Bildes wird beherrscht durch ein virtuoses Gemisch aus azurblauen Wasserflächen und leuchtend weissen Wolkenstrukturen. Eingebettet ist der Planet in das tiefe Schwarz des Weltalls, das zugleich den dunklen Fond für die Textsetzung der Titelseite abgibt. Das Bild entstand im Rahmen der spektakulären Mondumrundung von Apollo 8 zur Weihnachtszeit 1968 und leitet eine Fotostrecke im Inneren der Ausgabe ein, die auch eine doppelseitige Präsentation eines Earthrise über dem Mondhorizont und Bilder von der Rückseite des Mondes umfasst.

Die boulevardjournalistische Logik des Fotomagazins hebt vor allem die Erdaufnahmen hervor, während die relativ spröden Mondbilder eher peripher und am Schluss des Artikels erscheinen. Die populärkulturelle Vermittlung der Weltraummissionen stand damit offensichtlich quer zum wissenschaftlichen Interesse der NASA. Diese hatte für die Mission 14 Fotoaufgaben definiert, die sich aber vorwiegend auf die Erkundung von Landeplätzen und der Oberflächenbeschaffenheit des Mondes konzentrieren. [1] Das Anfertigen von Erdaufnahmen spielte nur eine marginale Rolle.

Das Titelbild war der Höhepunkt einer langen Publikationskampagne, mit der das Life Magazine die Gemini- und Apollo-Programme seit ihren Anfängen begleitet hatte. Zunächst wurde vor allem NASA-Fotomaterial zum Astronautentraining und Raketentest veröffentlicht. [2] 1965 folgten Titelreportagen zum ersten Spacewalk und zur technischen Komplexität bemannter Raumschiffe. [3] Life wurde in diesen Jahren gezielt mit Fotografien der NASA versorgt und trug auf diese Weise mit dazu bei, dass die amerikanische Öffentlichkeit beim Wettlauf zum Mond nicht abgehängt wurde. Dies war sicher auch vor dem Hintergrund hoher staatlicher Investitionen in die Raumfahrtprogramme wünschenswert, die 1966 mit knapp sechs Milliarden US$ im Jahreshaushalt der Vereinigten Staaten zu Buche schlugen. [4] Erklärtes Ziel dieses grossen Ressourcenaufwands war die Mondlandung eines bemannten Raumschiffes noch vor Ablauf des Jahrzehnts. [5]

Neben der offiziellen Ausrichtung auf das Fernziel Mond lassen die Titelreportagen der 60er Jahre das starke Medieninteresse an einer alternativen Blickrichtung erkennen: Ende September 1965 erschienen im Rahmen des Gemini-Programms erstmals Erdbilder, die von Astronauten aus der Höhe von 100 Meilen aufgenommen wurden und daher lediglich einen kleinen Ausschnitt der Erdoberfläche zeigen konnten. Auch die Verdoppelung dieser Distanz auf mehr als 180 Meilen änderte nichts an der Ausschnitthaftigkeit der Bilder, die von Life am 5. August 1966 euphorisch als «Highest Photos of Earth Taken by Man» vorgestellt wurden.

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