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Peter Zumthor und Toni Hildebrandt im Gespräch

T.H.: Ich würde unser Gespräch gerne mit einer Frage eröffnen. In wiefern hat Architektur die Möglichkeit, Orte sichtbarer zu machen? Architektur steht ja in einem interessanten Verhältnis zum Bild. Es gibt Fassaden, Perspektiven und Bauformen, die über eine starke bildliche Wirkung verfügen. Im Gegensatz zu vielen anderen Architekten der Gegenwart scheinen Sie in Ihren Bauten jedoch das Bildpotential der Architektur nicht zu strapazieren. Sie gehen bewusst mit dem spezifischen Ort um – man könnte auch von einer Integration sprechen. Dennoch bauen sie «Autorenarchitektur», Architektur mit einer unverwechselbaren Handschrift. Wollen Sie Ihrer Architektur eine bildliche, ikonische Prägnanz verleihen?

P.Z.: Das ist mehr ein Produkt, ein Resultat der Arbeit. Es ist aber für mich kein Ausgangspunkt, einprägsame Architektur zu machen. Ich arbeite sehr eng am Gebrauch und an der Nutzung des Objektes, das ich zu schaffen habe und versuche das Potential des Ortes zu nutzen, sodass das Objekt dem Ort und dem Gebrauch eher hilft als schadet. Als Produkt kann das dann einprägsam sein.

T.H.: Zunächst spricht dabei die Materialität und die tektonische Komposition des Gebäudes an. Denken Sie folglich im Entwurf anikonisch – etwas zugespitzt formuliert vielleicht sogar ikonoklastisch?

P.Z.: Nein, gar nicht. Ich arbeite ja mit den Bildern. Ich kann nicht alte Bilder kopieren, ich muss neue Bilder erzeugen. Es gibt einen kleinen Teil von neuem Gebrauch an diesem Ort in dieser Zeit. Das gibt von sich aus schon etwas Neues.

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