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T.H.: Ich verstehe, keine Festlegung.

P.Z.: Dort geht es nicht um Kontemplation, sondern um Gedränge. Wenn die Aufgabe eine kulturelle oder soziale Relevanz hat, dann bin ich dabei. Ein Café, ein Hotel, ein Ballsaal...

T.H.: Der NFS «eikones» und die Zeitschrift «Rheinsprung 11» üben «Bildkritik». Wie bereits erwähnt, geht es auch um die Macht und Politik der Bilder in einer weitestgehend medial von Bildern dominierten Welt – folglich auch um eine Kritik dieser Bildwelten. Bildkritik und Architekturkritik stehen in diesem Sinne nahe beieinander. Arbeiten Sie implizit auch an «Architekturkritik»?

P.Z.: Das habe ich vor 20, 30 Jahren eher gemacht. Inzwischen arbeite ich schon lange nicht mehr mit «Kritik» als Beweggrund.

T.H.: Sicher denkt man beim Begriff Kritik zunächst an bestimmte Autoren wie Adorno oder Rancière, aber es gibt doch auch eine Form immanenter Kritik in Ihrer Ästhetik, in Ihrer Art, Gebäude in die Welt zu setzen.

P.Z.: Es wächst sich vielleicht aus zu einer Kritik, aber es fängt nicht dort an. Ich konzentriere mich und mache eine andere Arbeit als andere Kollegen. Dass man bei Architekten Bilder bestellen kann, hat es immer gegeben: Für die Kirche, als Statussymbol, als Zeichen der Macht. Dort ging es weniger um das Wohnen, sondern mehr darum, etwas darzustellen in der Gesellschaft.

Ich habe das noch nicht völlig durchgedacht, aber es gibt unheimlich viele Bilder in der Welt. Sie bedrängen mich aber nicht wirklich. Ich kann mir vorstellen, dass dies für junge Leute anders ist. Ich habe mir jetzt einen Fernseher bestellt. Es gibt 230 Fernsehkanäle. Es endet bei 727 mit den Radiokanälen... Ich habe immer nur DRS 2 gehört.

T.H.: Gestatten Sie einen letzten Versuch zum Thema Kritik. Im Hinblick auf die «Topographie des Terrors» in Berlin haben Sie davon gesprochen, dass Sie ein «semantisches Vakuum» gestalten wollten. Ist damit nicht auch eine Kritik an einer bestimmten Form von Pädagogik, Geschichtsschreibung und Aufarbeitung des Holocaust verbunden?

P.Z.: Indirekt. Es ist ein altes künstlerisches Prinzip der Vielschichtigkeit statt der platten Erklärbarkeit. Das kann man als Kritik lesen. Mit Erklärungen und Didaktik macht man die Kunst sofort kaputt. Mit der «Topographie des Terrors» habe ich gelernt, dass die Historiker zum grossen Teil narrativ sind.

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