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Vielleicht wäre die Aporie somit eine Form permanenter Differenzierungsarbeit, die das krinein der Bildkritik erweitern kann um den Widerstand zur Synthese und den gemeinsamen Fragehorizont als die Widerständigkeit der Bilder begreift. Die Aporie bekäme damit ein fruchtbares Moment, das dezidiert die verschiedenen Perspektiven zu erkunden und sie innerhalb sowie an den Grenzen des jeweiligen diskursiven Feldes abzuschreiten versucht – korrelativ zur Aufgabe der Kritik, die verschiedenen Zugänge in ihrer Unterschiedlichkeit ins Gespräch zu bringen.

 

Der Anfang. Aporien der Bildkritik – Die Beiträge

Die im ersten Themenschwerpunkt versammelten Beiträge thematisieren die Aporie des Anfangs in Bezug auf die Diskussionen über Bilder, die Rede von und vor Bildern mit verschiedenen Akzentuierungen und auf sehr unterschiedliche Weise. Es finden sich unter ihnen sowohl dezidiert theoretisch orientierte Untersuchungen als auch Dokumentationen der Innenperspektive der jeweiligen disziplinären Felder. Die gemeinsame Stossrichtung der Texte findet sich gerade in einer Bejahung dieser Heterogenität: sei es implizit, wie in den Beiträgen von Matteo Nanni, Natalie Moser, Andreas Wagner, Iris Därmann, Michael Renner und Ulrich Richtmeyer – oder ganz explizit, wie in den Texten von James Elkins und Philipp Stoellger.

James Elkins führt in seinem Text «Reasons Why it Is Not Possible to List Concepts of the Image» die Ungenügsamkeit einer vereinzelten Rede über das Bild sehr eindringlich vor Augen. Performativ setzt er durch eine offene Reihung verschiedener, teils geradezu skurriler Versuche, dem Bild mit einer eindeutigen Konzeptualisierung nachzukommen, das Ausbleiben eines Generalkonzepts in Szene. Können Bilder als Blumen konzeptualisiert werden? Wie sinnvoll ist es, die Spezifik des Bildes über den Begriff des Häutchens oder der Haut zu fassen? Welche Wege des Umgehens mit und Sprechens über Bilder werden dadurch ermöglicht, welche aber im gleichen Zug versperrt? Mit diesen Fragen, die sich in der Lektüre des Beitrags aufdrängen, wird der einsame Weg der Bildkonzeptionen spielerisch problematisiert und implizit die Herausforderung geteilter und pluraler Wege formuliert.

«Wie nicht nicht sprechen vor einem Bild?», ist die Frage, der sich Philipp Stoellgers Beitrag widmet. Wenn ein einzelner Begriff, Satz oder Konzept dem Bild nicht genügen kann, dann verlangt das Sprechen über Bilder immer nach einer vielfältigen Rede. Ein und dasselbe Bild kann ganz unterschiedlich gesehen und folglich auch verschiedentlich besprochen werden.

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