Der deiktische Charakter des Bildes darf durch die lexis, seine Interpretation, nicht suspendiert werden und drängt hierin auf einen unabschliessbaren Bilddiskurs im Sinne einer deiktischen lexis.
Während James Elkins und Philipp Stoellger die Möglichkeit des Sprechens über Bilder oder in Anbetracht von Bildern auf je eigenständige Weise zum Thema machen, wird in den Texten von Matteo Nanni und Natalie Moser die aporetische Struktur des Bildes in der Konfrontation mit anderen Ausdrucksformen – der Musik und der Erzählung und dementsprechend auch mit zwei auf den ersten Blick bildfernen Disziplinen, der Musik- und Literaturwissenschaft – virulent. Matteo Nannis Text spürt im Anschluss an Nietzsche und Adorno einer Spannung im Bild nach, mit Hilfe derer er eine Öffnung hin auf die Musik forciert. Die Spannung zeugt von der aporetischen Struktur des Bildes selbst: Bild und Nicht-Bild, Apollinisches und Dionysisches, Bildlosigkeit und Bildlichkeit können nicht aus ihrem paradoxen Verhältnis gelöst werden. Im Fortgang der Untersuchung kulminiert die aporetische Struktur des Bildlichen im ereignishaften ‹Aufblitzen› von Geschichtlichkeit. Damit wird die zeitliche Dimension der Aporie als eine Konstellation von Jetzt und Geschichte als intrinsisches Spannungsfeld verstanden.
Nicht die Musik, aber die Erzählung bildet die Reibungsfläche für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Bild bei Natalie Moser. Das realistische Erzählen gilt der Autorin als ein Exempel für den Widerstand des Textes gegen das Bild, durch welchen das Bild aber gerade immer wieder thematisiert wird. Der Widerstand gegen das Bild gerinnt so zu einem narrativen Bilddiskurs, der sich permanent zwischen Ausgrenzung und Affirmation des Bildlichen bewegt und hierin die aporetische Struktur, die jeder Narration zugrunde liegt, aufzeigt.
Der Anfang ist der Drehpunkt in den Beiträgen von Andreas Wagner und Iris Därmann. In den sehr verschiedenen Perspektiven, die diese beiden Texte in Bezug auf ein erstes Bild oder einen ersten Begriff vom Bild vorstellen, wird bereits deutlich, wie prekär dieser Anfang konzipiert ist. Andreas Wagner zeigt, dass ein Erschliessen der altorientalischen Bildwelt nur durch die Auseinandersetzung mit den Körpervorstellungen dieser Kulturen möglich ist, die sich allerdings radikal von einem modernen Zugang unterscheiden. So ist das alttestamentliche Konzept von der Menschengestaltigkeit Gottes kein primär visuelles, der Anthropomorphismus des alttestamentlichen Gottesbildes muss vielmehr im Horizont von Handlungs- und Kommunikationsfunktionen verstanden werden.