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Der kontinuierende Grund ist durchgehend und er ist ununterbrochen, die Elemente dagegen, die vor und im Kontrast zu ihm erscheinen, sind stets einzelne und unterscheidbar. Das Eine unter den Bedingungen des Anderen zu sehen, mit Husserl zu reden: Thema und Horizont wechselseitig aufeinander zu beziehen, setzt voraus, dass sie jeweils prinzipiell unterschiedlichen Realitäten zugehören. [11] Das Kontinuum des Grundes zeigt sich undurchdringlich und kann gerade deshalb den distinkten Elementen einen Ort geben, in dem sie der Sicht eine Ansicht darbieten, Sinn konfigurieren. Eben dies meint Asymmetrie: die visuell organisierte Beziehung dessen, was sich nie substituieren lässt. Niemals lässt sich das durchlaufende und simultane Kontinuum restlos auf die distinkten, sukzedierenden Elemente reduzieren. Die visuelle Asymmetrie etabliert ein Gefälle, welches die Kraft des Grundes mobilisiert und in der Präsenz der jeweiligen Figuration zur Geltung bringt, als klarsichtige Evidenz, als emotionaler Nachdruck oder in anderen Formen des Vor-Augen-stellens.

Mit der Asymmetrie verbindet sich des Weiteren das Phänomen der Umkehrung. Bilder wenden uns das, was sie zeigen, zu. Sie verlängern nicht einfach die Fluchten der Realität, in der wir agieren, sondern bieten sie so dar, dass sie dem Betrachter entgegen und mit ihm in Dialog treten können, ihn anschauen. Damit ist auch schon gesagt, dass jene «Lücke» oder jener «Riss», den die ikonische Differenz reisst und zum Ereignis werden lässt, auf konstitutive Weise mit dem Auge des Betrachters, seinen Sinnesorganen, interagiert. Der Betrachter ist, nach einer geläufigen Wendung «im Bild», nicht weil er sich hineinversetzen müsste, sondern weil ihm die ikonische Differenz vorgängig dort schon seinen Platz geschaffen hat.

Die Argumentationsfigur der ikonischen Differenz ist dann erfolgreich, wenn sie zu begründen vermag, wie die Bilder Sinn generieren und woraus sie ihre Kraft ziehen, ohne von sprachlichen oder sprachanalogen Modellen Gebrauch zu machen. Die ihr innewohnende Oszillation zwischen Identität und Differenz folgt, wie erwähnt, nicht dem Muster der Prädikation, auch nicht der dialektischen Synthese, die nach einer höheren Begriffsform strebt, um in ihr die beteiligten Momente aufzuheben. Die ikonische Differenz bringt mithin jenes Gefälle ins Spiel, das stets dem Betrachter zugeneigt ist. Der in ihm sedimentierte Stau oder Überschuss begründet, warum die Darstellung mit Lebendigkeit und Evidenz ausgestattet ist, warum sie vor Augen stellt. Die ikonische Differenz generiert Sinn, ohne «ist» zu sagen, sie eröffnet Zugänge zur Realität, die «sich erweisen», die «sich zeigen». Bilder sind deiktische Ereignisse, ihr Sinn der Effekt einer materiellen Ordnung und Disposition.

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