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Für den Moment ziehen wir nur den durch Deleuze mit der «abstrakten Maschine» ins Spiel gebrachten (transzendentalen) Schematismus heran – den er freilich nicht so nennt. Tatsächlich liesse sich aus einer so interpretierten ikonischen Differenz eine Genealogie der Bilder erschliessen, die sich nicht nur auf die Differenz Weisse Wand / Schwarzes Loch stützt, sondern auch auf andere bildgeschichtlich wirksame und bildtheoretisch bedeutsame «Mechanismen».

Dazu zählen Punkt und Punktstreuung, Fleck und Fleckenmuster (im Sinne von Leonardo da Vincis «Macchia» bzw. des Rorschach-Testes), die Energie der Linie oder sich ausbreitender Farbe etc. Sie organisieren die Genese bildlichen Sinnes von ihren Anfängen her und haben das Gesicht der Bildgeschichte in grossem Umfang bestimmt. Ihrer Natur nach handelt es sich um die Setzung unterschiedlicher Differenzen, die jeweils auf andere Weise schematisieren, d.h. Zugänge zur Welt eröffnen. Es ist der Bau der ikonischen Differenz, in dem sich unterschiedliche Sinnkonfigurationen – was man den Logos des Bildes nennen kann – manifestieren. Wir haben es damit zu tun, dass sich Gründendes und Begründetes als Ereignis auseinander entfalten. Der Grundriss, den die ikonische Differenz eröffnet, zeichnet die Aufgabe der Bildkritik vor.

<<  Ausgabe 01 | Seite 176