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Wenn der Autor die drei in Urbino, Baltimore und Berlin erhaltenen Darstellungen idealer Städte aus dem Quattrocento analysiert, macht er deutlich, warum es nicht um die referentielle Nennkraft der Malerei geht, sondern um eine innere visuelle Kombinationslogik, die selbst transformativ ist. Mit der Perspektive soll die Darstellung nach vorn, dafür aber das Dargestellte kürzer treten. Paolo Uccello, den die Gattin ins Ehebett zurückzurufen versuchte, während er abends mit perspektivischen Gesetzen experimentierte, soll ausgerufen haben: «Oh che dolce cosa è questa prospettiva», wie süss ist doch diese Perspektive.

Mit der Relativierung des Sujets geht freilich eine Ermächtigung des Subjekts einher. Die vielleicht dichtesten Seiten dieses ohnehin mehrschichtigen weil rekursiv verfahrenden Buches sind vielleicht jene, in denen Damisch zeigt, warum die Konstruktion des Bildes als eines transparenten Fensters nicht ohne den Einsatz eines Spiegels möglich ist, in dem Fluchtpunkt und Augenpunkt zur Deckung kommen. Das Bild geriert damit zugleich zur durchlässigen Schnittfläche eines homogenen Sehkontinuums und zur opaken Wand, die auf jenen Blick des Subjekts zurückwerfen, der das Bild allererst zum Bild werden lässt.

<<  Ausgabe 01 | Seite 168  >>