Da die Synthesis von Sinnlichkeit und Sinn ‹immer schon› im Gang ist und seine Ordnung mitbringt, ist die Einordnung des Ausserordentlichen mit sprachlichen Mitteln das, was sich von selbst versteht – wenn denn nicht ein Riss, Bruch oder eine Differenz so merklich wird, dass sie programmatisch dagegen Einspruch erhebt. Dazu diente nicht zuletzt die ‹iconic difference›. Dass damit Überdifferenzierungen riskiert werden, die entsprechende Vermittlungen und Verflechtungen provozieren wie im Programm der Schriftbildlichkeit, ist nur zu verständlich, ändert aber ebenso nichts an der Problemlage – es kompliziert und differenziert sie ‹lediglich›. Diese Komplikationen, Faltungen und Verflechtungen sind ‹am Phänomen› oft sinnvoll. Nur bleibt die Frage offen, «Wie nicht sprechen?», wenn das Sprechen (die Lexis, das Sagen) nicht von vornherein das Zeigen (die Deixis) dominieren sollte.
Wenn man allerdings das ‹Nicht-Sprechen› für den Gipfel der Genüsse hielte, sei es von Gott oder vom Bild, bliebe es auf Dauer allzu unmerklich, dass, wovon und warum nicht gesprochen würde. So anthropologisch unvermeidlich das Sprechen ist, so ist es kulturtheoretisch ohnehin faktizitär und unhintergehbar. Daher wäre eine Vermeidung dessen, ein programmatisches Verschweigen, auf Dauer ein arg unglückliches Bewusstsein. Eben das kann man suchen und provozieren, manche ästhetische Erfahrung zeigt das ja. Nur würde selbst dann die Pointe dieser Erfahrung erst merklich, wenn das Sprechen scheitert – und im Scheitern muss das Sprechen in Anspruch genommen werden. Sonst bliebe alles wüst und leer. Anschauung ohne Worte bliebe zu stumm. Auch die Anschauung ‹des Bösen› zeigt das leider.
Die schwierigere Aufgabe ist daher, wie nicht nicht sprechen, sei es vor Gott, dem Bild oder dem Bösem. Am Beispiel des Bildes war Didi-Hubermans ingeniöser Vorschlag (mit Lacan und Blanchot), vom Symbol auf das Symptom umzustellen, gewissermassen mit ‹schrägem Blick› (wie Levinas wohl formuliert hätte) nicht ‹aus der Ordnung auf die Ordnung› zu blicken, sondern quer dazu das der Ordnung Fremde, dem Blick Befremdliche zu bemerken. In psychoanalytischer Tradition ist das ja recht naheliegend: nicht die semantische Oberfläche, sondern die imaginären Untergründe und Abwege zu eruieren. Das ist – bildtheoretisch im Sinne Blumenbergs formuliert – eine Umbesetzung von der Einordnung in die symbolische Ordnung auf die Aufschlusskraft der Symptome (des Imaginären und Realen). Und das mit Grund und Effekt, denn ansonsten würde die symbolische Idealwelt der Renaissancetradition immer schon sagen, ‹wo es lang geht› in der Kunsterfahrung und nicht nur dort.