Niklas Luhmann, Macht, Stuttgart 1975, S. 7.
Luhmann, Macht (Anm. 18), S. 7.
Luhmann, Macht (Anm. 18), S. 16.
Vielleicht führt die Umkehrung weiter: Macht sei ein Kommunikationsmedium, was Luhmann anhand von Sprache, Wahrheit, Geld oder Liebe erörterte, aber leider nicht an Bildern. Als Kommunikationsmedium gilt ihm ein «Code generalisierter Symbole, der die Übertragung von Selektionsleistungen steuert» [18]. Macht ist dann nicht mehr die Eigenschaft einer Person oder Institution. Macht ist Kommunikation, insofern sie Selektionen steuert. Macht führt zur ‹Vorherbestimmung› des Selektionsspielraums. Die Funktion von Macht liegt so in der Reduktion von Kontingenz, was mutatis mutandis auch für Bilder wie für Gott, Glaube und Religion gelten könnte. [19] Durch das Medium Macht werde die Komplexität im Gesellschafts- wie Religionssystem reduziert.
Nur, gilt das für die Bilder? Etwas zu zeigen, reduziert für den Anderen die Kontingenz der Freiheit des Ego. Das ist trivial. Ästhetisch anspruchsvolle Bilder hingegen können gerade gegenläufig konzipiert sein und wirken: als Kontingenzverschärfung, als Freisetzung statt Reduktion und als Medien von Kontingenzkultur anstatt von Kontingenzreduktion. Weiterführend an Luhmanns Machttheorie ist, dass Macht als Kommunikationsmedium bestimmt und damit als Näherbestimmung (‹Zusatzeinrichtung› [20]) konzipiert wird. Macht ‹gibt es› nur in und als Kommunikation. Sie ist medial verfasst und nicht (mehr) als metaphysische Setzung, substantielle Eigenschaft oder Potenz einer Person bestimmt. Fraglich ist indes, ob Macht als Kommunikationsmedium gelten soll oder nicht vielmehr umgekehrt: Kommunikation als Machtmedium? Ist Macht das Medium – oder die Kommunikation, in der Macht medial verfasst (dargestellt, durchgesetzt, bestritten etc.) wird?
Luhmann notierte auch, dass «die symbolische Generalisierung eines Code [sic]» die «Voraussetzung» sei für die «Ausdifferenzierung von Macht als eines spezialisierten Mediums» [21]. Eben diese Symbolpraxis ist nicht anders als in ‹symbolischen Formen› möglich – damit nicht nur in Sprache, sondern auch in Kunst wie Bild und anderen Medien visueller Kultur; aber Macht wird konstituiert, indem sie in Symbolprozessen manifest und dargestellt wird. Diese Symbolprozesse sind wesentlich deiktisch: Wie sich Macht zeigt und wie sie gezeigt wird, ist daher tragend für die Machtgenese und -geltung.
Es scheint daher möglich, beides zu vertreten: nicht nur dass Macht das Medium ist, sondern zugleich Kommunikation (i.S. von Symbolprozessen) als Medium fungiert, in der Macht medial verfasst auftritt und spezifizierend auf diese Prozesse rückwirkt. [22]