>>
[23]

Luhmann, Macht (Anm. 18), S. 32; vgl. Röttgers, Spuren der Macht (Anm. 16), S. 311ff.

[24]

Vgl. Röttgers, Spuren der Macht (Anm. 16), S. 50ff.

 

Macht ist nur Macht in und als Kommunikation. Aber Kommunikation, sprachliche zumal, ist immer machtbestimmt (in der noch zu klärenden Doppeldeutigkeit fremder Macht über die Bilder oder der eigenen Macht der Bilder).

«Macht [ist] eine Modalisierung kommunikativer Prozesse» [23], heisst es bei Luhmann. Das führt weiter, und nimmt eine gelegentlich vergessene theologische Tradition der Machttheorie auf: Macht modal zu konzipieren. Die ‹Macht des Bildes› sollte man daher begreifen als modale Macht im Unterschied zur Ursprungs- oder Handlungsmacht (Prinzip, Ursache) bzw. als Modalrelation im Unterschied zum (Handlungs-, Gemüts- oder Seelen-)Vermögen. Wo Möglichkeit ist, ist Macht. Wo Möglichkeiten für uns bestehen, da ist menschliche Macht (wo nicht, da nicht: Ohnmacht). Möglichkeiten zu steigern, ist daher Machtsteigerung. Das geschieht komparativ oder kompetitiv stets in Relation zur Wirklichkeit, denn es geht um kompossible, wirkliche Möglichkeiten.

Die Macht der Bilder, die ihnen eigene Macht, ist nicht jenseits der Bilder (beim Urheber etwa), auch nicht jenseits im Sinne der mächtigen Agenten, die Bilder instrumentalisieren, oder im Jenseits der übermächtigten Patienten, die von den Machtwirkungen überwältigt werden. Die Frage ist, wie bei jeder Macht, wie und woher Bildern Macht zukommt. ‹Von oben› hiesse, sie würde von einer ‹höheren Macht› ermächtigt, von Gott, Fürsten oder Semiotikern etwa. ‹Von unten› hiesse, sie würde von denen ermächtigt, die sie beherrscht, den Betrachtern. Dann käme den Bildern Macht zu durch Anerkennung, Konsens, Zustimmung oder ähnlich affirmative Rezeptionen. Macht der Bilder als ihnen eigene zu suchen, heisst vielmehr nach den ihnen eigenen Möglichkeiten zu fragen und nach dem, was sie ermöglichen. Das Bild als Möglichkeit und Ermöglichung ist Macht im modalen Sinne.

Dabei ist eine Differenz zu markieren: Möglichkeit ist nicht gleich Wirklichkeit, daher empirisch kaum zugänglich (allenfalls in Spuren oder Symptomen). Möglichkeit kann zwar verstanden werden als Vermögen (des Gemüts, der Seele) eines Handlungssubjekts, das fähig ist zu x (homo capax), um den Preis einer Metaphysik der Subjektivität. Macht als Möglichkeit ist daher zu unterscheiden hinsichtlich Substanz (ontologisch, als Kraft auch physikalisch), Subjekt (subjektivitätstheoretisch) und Relation (modal). [24] Die Mehrdeutigkeit findet sich bereits in der dynamis als Modalität und Vermögen (eines Subjekts), also einer Relation oder einer Eigenschaft von Substanzen (oder Personen).

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