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Wenn Macht modal bestimmt wird und daher nicht mit ‹etwas Wirklichem› identisch ist – ist sie ‹eigentlich› unsichtbar (latent oder verborgen? – jedenfalls nicht empirisch oder unter dem Mikroskop sichtbar). Insofern hat ‹Macht› einen transzendentalen Status: diesseits der Wirklichkeiten, in denen wir leben und sprechen. Ist dann die Macht der Bilder ‹nur› ihre Möglichkeitsdimension – im Unterschied zur Wirklichkeit? Liefe man damit Gefahr, die Wirklichkeit zu verdoppeln als vorgängige Möglichkeit – und die Verwirklichungen ihrer Macht zu übersehen? Macht ist nicht in erfüllter Anschauung gegeben, sondern zeigt sich in Metonymien und Metaphern (auch Narrationen, Szenen, Gesten, Exempla).

So gründet in dieser Entzogenheit des Möglichen der Manifestations- oder Darstellungsbedarf von Macht. In dieser Eigenart modaler Macht liegt eine Antwort auf Agambens Frage, warum Macht der Herrlichkeit bedarf, die er im Bild des ‹leeren Thrones› und seiner Anbetung findet. [25] Dieses Bild der Thronbereitung ist das zentrale Motiv des spät übersetzten Hauptteils seines Homo sacer-Projektes. [26]

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