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[9]

Ebd., S. 452.

[10]

Ebd.

 

demut bezieht sich ebenfalls auf bildliche bzw. figürliche Darstellungen «und unterstreicht deren Entsprechung zum Vorbild» [9]. Einer der deutlichsten Fälle für diese Bedeutung ist 2.Kön 16,10:

2.Kön 16,10 Und der König Ahas zog Tiglat-Pileser entgegen, dem König von Assyrien, nach Damaskus. Und als er den Altar sah, der in Damaskus war, sandte der König Ahas zum Priester Uria Masse und Abbild/Modell (demut) des Altars, ganz wie dieser gemacht war. 11 Und der Priester Uria baute einen Altar und machte ihn so, wie der König Ahas zu ihm gesandt hatte von Damaskus, bis er selbst von Damaskus kam.

Wie bei materialen Darstellungen nahe liegend bezieht sich demut auf die Abbildfunktion im Bereich des Sichtbaren (so in allen Belegen).
demut zielt also auf die gestalthafte Vergleichbarkeit zweier Dinge. Dies allerdings nur unter der Bedingung, «dass [...] die Notwendigkeit oder das Bedürfnis, auf die Gleichheit hinzuweisen, [...] nur dann besteht, wenn die Gleichheit nicht ohne weiteres feststeht» [10]. Zwei Aspekte sind also an demut besonders wichtig:

  • es geht um äussere bzw. sichtbare Gestaltähnlichkeit
  • es geht um Gleichartigkeit oder Ähnlichkeit, aber nicht um Identität! Das ist wichtig für das Verständnis der Ebenbildlichkeit: Mensch und Gott sind gleichartig (jedenfalls in gewisser Hinsicht), aber nicht identisch!

Beide Begriffe, ṣælæm und demut, bilden ein Paar (Merismus), um die «Eben-‹Bild›-lichkeit» zu umschreiben. Aber wenn wir hier von einem ‹Bild›-Konzept sprechen wollen, dann ist es zunächst ein funktionales, das sicher nicht mimetisch angelegt ist. Es geht nicht um eine Abbildung Gottes in porträthafter Weise – also völlig anders als Abbildungen der Person einschliesslich der individuellen physiognomischen Merkmale! Es geht darum, über den ‹Statuen›-Gedanken die Repräsentationsfunktion zu unterstreichen.

Bei dem zweiten Begriff des zum Ausdruck gebrauchten Paares der «Eben-‹Bild›-lichkeit», demut, geht es sodann um Gestaltähnlichkeit. Aber auch diese Aussage ist von dem Hintergrund der Gestalt- und Körpervorstellung des A.O. bzw. A.T. her aufzulösen. Die Gestaltanalogie zielt nicht auf eine mimetische Wiedergabe der göttlichen Gestalt in der menschlichen, sondern hier spielt wiederum und noch einmal in einer eigenen Weise Funktionalität eine Rolle. Um diesen Gedanken zu fassen, müssen im nächsten Abschnitt kurz Körper- bzw. Körperteilvorstellung und das Konzept des alttestamentlichen Anthropomorphismus erläutert werden.

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