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Das ‹Bild› Gottes im Alten Testament

Das A.T. verwendet die Rede vom Körper bzw. von seinen Körperteilen, um auch die mit diesen Körperteilen ausgeübten Funktionen und Aufgaben zu benennen. H. W. Wolff hat das die «synthetische Körperauffassung» genannt. Mit «Hand» ist nicht nur das Körperteil «Hand» gemeint, sondern auch das, was ich mit der Hand ausführen kann, etwa Kämpfen, Waffen führen, Macht ausüben. Das wird am schönsten deutlich an Wendungen wie «die Hand der Zunge» (Prv 18,21 Tod und Leben stehen in der Hand der Zunge; wer sie liebt, wird ihre Frucht essen.) – hier ist nicht das konkrete Körperteil ‹Hand›, sondern die Macht der Rede gemeint.

In dieser Weise sind nun auch die alttestamentlichen Gestaltaussagen über Gott zu verstehen (Anthropomorphismen), es sind Möglichkeiten, die Gotteserfahrungen der alttestamentlichen Menschen zur Sprache zu bringen. Sie dienen sämtlich dem Ausdruck der mit ihnen verbundenen Funktionen und sind keine Versuche mimetischer Beschreibungen der Gestalt Gottes.

Wenn wir in dieser Weise die zentralen äusseren Körperteile durchgehen, dann erhalten wir etwa die in Tabelle 1 zusammengefasste Übersicht.

Tabelle 1

Körperteilgestalthaft-äusseres sprachliches ‹Bild› Gottes

roʾš
Kopf

Jes 59,17 Er [Jahwe] zieht Gerechtigkeit an wie einen Panzer und setzt den Helm des Heils auf sein Haupt/seinen Kopf und zieht an das Gewand der Rache und kleidet sich mit Eifer wie mit einem Mantel.

Ps 60,9 [Gott hat gesprochen in seinem Heiligtum: ...] Gilead ist mein, mein ist Manasse, Ephraim ist der Schutz meines Hauptes/meines Kopfes, Juda ist mein Zepter. (par. Ps 108,9)

pānîm
Gesicht,
Angesicht

Gen 33,10 Jakob antwortete: Ach nein! Hab ich Gnade gefunden vor dir, so nimm mein Geschenk von meiner Hand; denn ich sah dein Angesicht, als sähe ich Gottes Angesicht, und du hast mich freundlich angesehen.

Job 2,7 Da ging der Satan weg vom Angesicht Jahwes und schlug Hiob mit bösen Geschwüren von der Fusssohle an bis auf seinen Scheitel.

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