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This essay explores the question how critical thought about images can be compared with the different processes of decision and judgment that take place in the drafting of images. On the basis of theoretical models drawn from cognitive science, this essay undertakes two linguistic descriptions of the sketching process. These illustrate that the decisions constitutive of the genesis of a drawing can only be described inadequately with linguistic terms. Three systematic drafting experiments concerned with the genesis of images, then, demonstrate specific influences that take place beneath the threshold of consciousness. Thereby, a preliminary non-linguistic differentiation between images comes into view, providing the foundation for subsequent practical experiments.

[1]

Fritz Mauthner, Wörterbuch der Philosophie, Leipzig 1923, Band 2, S. 257.

[3]

David Bohm, On Creativity, New York 2007, S. 154–155.

 

Der sprachgeschichtlichen Wurzel, dem griechischen κρίνειν (scheiden, trennen, sondern, sichten) [1]  folgend, wird kritisches Denken als Denken mit der Zielsetzung der Unterscheidung beschrieben. [2]  Dieser Ansatz definiert Kritik als Grundlage sowohl der Entscheidung als auch der Beurteilung eines Gegenstandes nach unterschiedlichen Massstäben, beispielsweise der Praxis, der Logik, der Technik oder der Ästhetik. Die Methode der Kritik wird auch allgemein als Voraussetzung jeder vertieften Reflexion bezeichnet. In dieser Hinsicht ist kritisches Denken Grundlage der erkenntnistheoretischen Philosophie und lässt sich von den aporetischen Verfahren bei Sokrates über Immanuel Kants kritische Schriften bis in die Wissenschaftsphilosophie des 20. Jahrhunderts verfolgen.

Auch im Kontext der naturwissenschaftlichen Forschung bewirkt ein kritischer Ansatz die Forderung nach neuen Erklärungsmodellen und wird damit Auslöser von Erkenntnis. [3]
Obwohl die etymologische Herleitung des Begriffes Kritik die visuell orientierte Tätigkeit des Sichtens einschliesst, wird das unterscheidende, auf Erkenntnis ausgerichtete Denken ausschliesslich mit dem Denken in abstrakten Zeichensystemen der Sprache oder der Mathematik in Verbindung gebracht. Dem Anliegen der bildwissenschaftlichen Forschung entsprechend, welche sich den Erkenntnisgewinn über die Wirkungsweise von Bildern zum Ziel setzt und sich dafür auf die Kritik als Methode bezieht, wird im Folgenden der Versuch unternommen, der visuellen Bedeutung von κρίνειν nachzugehen und die Bildgenese als Prozess der kritischen Sichtung bildlicher Konstellationen einzusetzen.

Es lässt sich aus diesem Ansatz nicht nur eine auf die verbale Analyse ausgerichtete, geisteswissenschaftliche, sondern auch eine an der poietischen Praxis orientierte bildwissenschaftliche Fragestellung ableiten, welche den Vergleich von kritischem Denken über Bilder in Bezug zu den Herstellungsprozessen von Bildern setzt. 

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