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Durch die Vielzahl an inneren und äußeren Bildern, die durch die narrative Behandlung an die Stelle der Wirklichkeit treten und die Narration zu einer Darstellung von Darstellungen machen, wird die alternative Semiose bestärkt. Dies liesse sich als Kapitulation der Narration hinsichtlich alternativer Medien verstehen. Andererseits erfolgt die Kon- und Destruktion des Bildlichen ja im Rahmen einer Narration – narrativ also –, so dass die (auf der Inhaltsebene festzumachende) Konkurrenz auf der Metaebene aufgelöst und eingeklammert ist.

Es handelt sich nur um die Inszenierung einer gleichwertigen Auseinandersetzung, in der die Narration als Möglichkeitsbedingung der Inszenierung bereits den Sieg davongetragen hat. Es stellt sich nun aber die Frage, ob die Macht der Bilder so wortmächtig beschworen werden und das Bildliche das Thema der Erzählungen sein kann, ohne dass diese nachhaltig in Frage gestellt werden. Sprengt diese Inszenierung nicht wiederum von innen her die Narration, gerade so, wie es Ricœur hinsichtlich des inneren und äusseren Grenzgangs der Fiktion beschrieben hat?

Mit Blick auf Ricœurs Überlegungen zum doppelten Grenzgang der Fiktion, der auf der Seite der Narration die Unerforschlichkeit der Zeit veranschaulicht, kann die Zitation des Bildlichen als indirekter Verweis auf die narrative Verdopplung der ‹Realität› verstanden werden. Das Bild wird somit als Ausdruck der und Antwort auf die Unerforschlichkeit der Zeit positioniert [20] und zum Bestandteil einer narrativen Strategie, mittels derer die Narration auf sich selbst verweisen kann. Diese Form der Selbstthematisierung erlaubt es der Narration, trotz Verweis auf die eigene Aporie voranschreiten, d.h. etwas erzählen zu können. Experimentell kann narrationsintern an die Grenze der Narration gegangen werden, indem mit dem Blick auf das Bild die eigenen Grenzgänge dargestellt werden können. Das Zitieren und Durchstreichen der bildlichen (Re)Präsentation ist sowohl narrative Kritik als auch Selbstkritik. Experimentell kann narrationsintern an die Grenze der Narration gegangen werden, indem mit dem Blick auf das Bild die eigenen Grenzgänge dargestellt werden können. Das Zitieren und Durchstreichen der bildlichen (Re)Präsentation ist sowohl narrative Kritik als auch Selbstkritik.

Einerseits wird die im realistischen Erzählen verschleierte Problematik einer Referenz und die damit einhergehende Aporie am Beispiel des Bildlichen in den Blick genommen und andererseits wird durch die Darstellung einer alternativen Sinnproduktion die eigene Funktionsweise (und deren paradoxer Anspruch) auf der Textoberfläche zur Darstellung gebracht. Fremd- und Selbstreferenz laufen im narrativ inszenierten Bilddiskurs in eins:

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