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Wenn zum Beispiel die Rahmung innerhalb des narrativ inszenierten Bilddiskurses zum Thema gemacht wird, hat er eine integrative Funktion hinsichtlich der selbstreferentiellen narrativen Strategien. Von ihm ausgehend kann gar eine narrative Darstellung einer narrativen Selbstreflexion erfolgen, d.h. selbstreferentiell auf (alternative) selbstreferentielle Strategien verwiesen werden.

Der narrativ inszenierte Bild-Schrift-Dialog fungiert als Einsatzpunkt für die Offenlegung des doppelt aporetischen Moments des realistischen Erzählens: als Erzählen und als realistisches Erzählen. Die Aporie des Erzählens wird als eine nach innen verlagerte erkennbar, die als produktiver Bestandteil einer selbstreferentiellen Bewegung gedacht werden kann. Dass mit dieser Bewegung eine Fremdreferenz, wenn auch eine sekundäre, auf der Selbstreferenz aufbauende, einhergeht, lässt sich – wie angedeutet – wiederum am Beispiel des narrativ inszenierten Bilddiskurses zeigen. Durch den narrativ inszenierten Konkurrenzkampf von Bild und Text wird narrationsintern eine textexterne Konkurrenzsituation zitiert und damit die Rivalität von Bild und Text hinsichtlich ihrer Darstellungsmöglichkeit benannt. In derselben behält die Narration allerdings nicht mehr in der Form einer abschliessenden (Meta)Geste die Oberhand, sondern es wird vielmehr von innen her die Adäquatheit der narrativen Darstellung überhaupt in Frage gestellt. Durch die Auseinandersetzung mit alternativen Medien [23] kann die Narration folglich die Frage nach der Unerforschlichkeit der Zeit stellen, indem sie sie mittels eines narrativ inszenierten Bilddiskurses narrativ reformulieren oder darstellen kann, allerdings nicht ohne an ihre Grenzen zu gelangen.

[24]

Vgl. Ricœur, Zeit und Erzählung (Anm. 6), Bd. III, S. 389.

 

Rück- und Ausblick

An dieser Stelle soll weniger eine Zusammenführung der referierten Gedanken erfolgen, als deren Disparatheit angezeigt und daraus Konsequenzen gezogen werden. Es handelt sich dabei um den Versuch zu zeigen, inwiefern eine andere Herangehensweise an die Kategorie des Narrativen neue, eventuell (bild)kritische Sichtweisen eröffnen kann.

Wie mit Ricœur gezeigt wurde, ist die Zeit(lichkeit) im phänomenologischen Diskurs nicht sagbar und bedarf eines indirekten Diskurses, der als Narration und insbesondere als Fiktion, die das Wie des indirekten Diskurses mit zur Darstellung bringt, erfolgen muss. [24] Indem die Fiktion das Erzählen als indirekten Diskurs ausweist, wird in ihr das aporetische Moment der Narration als Resultat des Versuchs einer Zeitdarstellung narrativ zur Schau gestellt.

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