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Die Gegenüberstellung von Schrift und Bild innerhalb realistischer Erzählungen bildet die narrative Grundstruktur, um das Konkurrenzverhältnis zugunsten der (schriftlichen) Narration auflösen zu können. Zugleich wird eine textexterne Konkurrenzsituation – in der Form von neuen, erstarkenden Medien – zitiert und dem Bild quasi narrationsintern der Krieg erklärt. So kann das Bild sowohl als Bestandteil einer narrativen Strategie, die als Stärkung des Sprachlichen eine inszenierte bimediale Selbstreferenz vollzieht, als auch als ein die Narration konkurrierendes Medium (hinsichtlich der Wissensvermittlung, der Darstellung der ‹Wirklichkeit› etc.) thematisiert werden.

In einem ersten Abschnitt wird mit Ricœur eine Revision der Kategorie des Narrativen vollzogen, um zu zeigen, dass bereits dem Begriff der Narration ein aporetisches Moment eingeschrieben ist. Die Überkreuzung der beiden narrativen Modi – von historischer und fiktionaler Narration – bringt auf einer theoretischen Ebene die der Zeitdarstellung überhaupt zugrunde liegende Aporie zur Darstellung. Das realistische Erzählen, das sich in ausgezeichneter Weise durch diese Überkreuzung definieren lässt, scheint nur oberflächlich linear und kohärent zu verlaufen.

In einem zweiten Schritt wird das aporetische Moment der Narration überhaupt und somit auch der realistischen Narration ernst genommen und gezeigt, inwiefern die Narration dieses zur Darstellung bringen kann. Mit dem Blick auf den narrativ inszenierten Bilddiskurs kann eine narrative Strategie untersucht werden, die durch das Zitieren eines alternativen ‹Mediums› das eigene aporetische Moment in den Blick nimmt. Dass diese Form der indirekten Selbstreflexion wiederum zum Scheitern verurteilt ist, zeigt sich am allmählichen Erstarren der Narration, deren Voranschreiten gerade durch die Zitation des Bildlichen in Gefahr gebracht wird. Das Zitieren eines medialen Konkurrenten scheint diesen nunmehr zu stärken: Das Bild wird in seiner uneinholbaren Andersheit bestätigt.

In einem letzten Abschnitt werden die methodenkritische Engführung von Bild und Narration und die Überlegungen zum realistischen Erzählen nachskizziert. Abschliessend wird angedeutet, welche (bildkritischen) Perspektiven und Fragestellungen durch eine Revision der Kategorie des Narrativen eröffnet werden.

 
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