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Ricœur, Zeit und Erzählung (Anm. 6), Bd. III, S. 15.

 

Inwiefern dieses Aushalten der Aporie nahe an eine Lösung derselben herankommt, die allerdings durch die Betonung der Aporien am Ende von Zeit und Erzählung wieder einklammert wird, zeigt folgende Stelle, in der Ricœur betont, «daß die ‹narrative› Komposition, in ihrer ganzen Weite genommen, eine Entgegnung auf den ‹aporetischen› Charakter der ‹Spekulation› über die Zeit darstellt». [16]

Auch wenn die narrative Zeitdarstellung nicht an die Zeit heranreicht und diese mit jedem Darstellungsversuch nur vermehrt, zeigt sich in dieser Annäherungsbewegung – im auf Dauer gestellten Scheitern – das doppelt aporetische Moment der Narration. Diese reagiert auf (refiguriert) und schafft (konfiguriert) das Aporetische und ist letztlich nur aporetisch zu denken. Etwa so ließe sich paraphrasieren, was Ricœur die Unerforschlichkeit der Zeit nennt, aufgrund derer die Narration und analoge Bemühungen zum Scheitern verurteilt sind. Der Mehrwert der Narration besteht darin, dass sie sich dieses Scheitern wiederum zu Eigen macht, indem sie es (selbstreferentiell) thematisiert. Dies führt allerdings zu einem doppelten Grenzgang der Narration, die sich sowohl narrationsintern als auch -extern aufzulösen beginnt. 

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