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Es konnte beispielsweise als Vorlage für Malereien oder Mosaike gedient haben. [23] Der Motivkatalog der Tierzeichnungen hätte sich durchaus angeboten sowohl für die Umsetzung in Malerei, wie sie im Tierfries von ‹Tomb 1› in Marisa begegnet, wie auch für die Tierdarstellungen des opulenten, gut 66 Laufmeter langen Mosaiks der ‹Grossen Jagd› in der Villa von Piazza Armerina.

[24]

So Apuleius, De mundo, 38 in Bezug auf Adrasteia/Nemesis.

[25]

Giacomo Manganaro, Aspetti pagani die mosaici di Piazza Armerina, in: Archaeologia Classica 11, 1959, S. 245.

 

Unschwer zu erkennen ist jedoch, dass der Greif bei letzterem Mosaik in einen ganz anderen Szenenkontext eingebettet wurde. Die ‹Grosse Jagd› zeigt den Greifen wie er auf einer Holzkiste hockt, aus der man eine menschliche Figur herausblicken sieht. Diese rätselhafte Szene hat schon zu den vielfältigsten Interpretationen Anlass gegeben. Ob es sich bei diesem Greif eher um eine Personifikation der Göttin Nemesis handelt, die den im Käfig hockenden Menschen auf die ineffugibilis necessitas ultionis, [24] die unentrinnbare Notwendigkeit der Vergeltung hinweist; [25] oder ob hier ein Ablenkungsmanöver indischer Goldsucher dargestellt ist, bei dem der Greif mit der Aussicht auf menschliche Beute abgelenkt wurde, so dass die vom Greifen gehüteten Goldreserven ausgebeutet werden können, soll an dieser Stelle offen bleiben. [26]

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