Aus Sicht der Wissenschaftsphilosophie besteht die entscheidende Differenz zwischen einem propositionalen linguistischen Repräsentationsmodus, z.B. in Form mathematischer Modelle, und einer nicht-propositionalen Form der Repräsentation. Bilder bzw. Bildmodelle befinden sich in dieser Gegenüberstellung in Nachbarschaft mit materiellen Modellen (z.b. Skalenmodellen), aberauch mit Metaphern und Analogien im Sinne eines nicht wortgetreuen Sprachgebrauchs. [6] Während materiellen Modellen in den letzten Jahren eine gesteigerte Aufmerksamkeit zuteil wurde, [7] stehen Untersuchungen zu ikonischen Modellen ganz am Anfang. Aus diesem Grund liegen bisher auch kaum Studien zur Kontrastierung bzw. zum Zusammenwirken ikonischer und anderer Modelle in der wissenschaftlichen Praxis vor.
Vom Bild zum Modell
Wenn man nun, statt Modellkonzeptionen auf ihren Bezug zum Bild zu befragen, von der Seite des Bildes in Richtung Modell blickt, findet man einige wenige theoretische Positionen, die in aller Regel nicht auf wissenschaftliche Erkenntnisprozesse achten, sondern sich im Rahmen künstlerischer Erzeugnisse bewegen. In der Kunstgeschichte ist der Modellbegriff durchaus verbreitet, scheint aber zumeist eine besondere Klasse von Untersuchungsgegenständen (z.B. miniaturisierte Architekturmodelle oder Aktmodelle) zu bezeichnen. Möglicherweise ist die automatische Assoziation mit diesen Gegenstandsbereichen der Grund dafür, dass Modelle als genuine Erzeuger ikonischen Sinns noch kaum in den Blick genommen wurden. Eine konzeptuelle Rahmung des Modellbegriffs steht hier ebenso weitgehend noch aus wie auch eine systematische Erörterung des Verhältnisses von Bild und Modell. Es gibt jedoch einige wenige Kunstwissenschaftler, die Modelle im Rahmen von Bildwerken diskutieren, so beispielsweise Horst Bredekamp (Stammbaumdarstellungen [8]), Matthias Bruhn (Diagramme [9]), David Summers (Grabbeigaben [10]), Michelle O’Malley (Prototypen [11]), Reinhard Wendler (Entwurfsprozesse [12]).
Einen wichtigen Grundstein legte der Gestaltpsychologe Rudolf Arnheim. Die Abbilder, die man seines Erachtens zum Entdecken und Erklären braucht, nennt Arnheim «anschauliche Modelle», «Anschauungsmodelle» oder auch «Anschauungsbild». Sie müssen eine verständliche Form aufweisen, was häufig auf eine Wechselwirkung zwischen unmittelbarer Sinneswahrnehmung und einfachen «reinen Formen» hinausläuft, um die «psychologische Entfaltung theoretischer Begriffsbildungen» [13] zu ermöglichen.