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«Diese Wechselwirkungen zwischen den Forderungen des Angeschauten und den Formungstendenzen im Betrachter bleibt auch für höhere Erkenntnisstufen bezeichnend» [14], nicht nur für die allerersten Kosmosmodelle, die Arnheim bespricht. Dafür allerdings sind die Forderungen der Objektwelt nicht mehr auf den direkten Augeneindruck beschränkt, sondern entspringen einem weiteren Erfahrungsbereich: beispielsweise «Sinnesvorstellungen» oder «Vorstellungsbildern», mit denen ein Umstrukturieren der Problemsituation einher geht. Mit diesem Zug ist Arnheims Ansatz nicht mehr auf einen eingangs zu vermutenden einfachen Abbildungsbegriff zu reduzieren.

Nach Gottfried Boehm [15] gilt es, modellhafte Züge freizulegen, die nicht anders als über die ikonische Verfasstheit zu gewinnen sind. Boehm untersucht in einer ersten grundlegenderen Überlegung zur Modellthematik bei Bildern die Bedingungen ikonischer Modelle. Mit Blick auf die Art der Referentialität der Modelle zu den Dingen markiert er zwei Pole: die simulativen Modelle, die auf eine Minimierung der Differenz Bild – Welt abzielen einerseits, und die heuristischen Modelle mit offenem Referenzbezug (Weltmodelle etc.), den er als Analogie (Entsprechung ohne Ähnlichkeit) benennt, andererseits. Auf letztere geht er näher ein und betrachtet bei diesen Modellbildern die Wechselwirkung zwischen Wissen und Machen. Gemeinsam haben diese heuristischen Modelle mit Bildern den imaginären Überschuss, sowie den Aspekt des Spielraums der Erprobung oder die Aspektierung. [16] Boehm vertritt die These, dass das Wissen mit Modellen auf ikonischen Bedingungen beruhe. Das ikonische Wissen wird als notwendiger, aber nicht hinreichender Bestandteil der Modellbildung angesehen.

 

Bild-Modell-Übergänge

Wie die kurze Literaturübersicht zeigt, steht die konzeptuelle Zusammenschau bild- und modellzentrierter Fragen noch ganz am Anfang. Das vorliegende Themenheft präsentiert explorierende Studien, die das Zusammenspiel von Bildlichkeit und Modellhaftigkeit unter dem Blickwinkel des Übergangs von Bild zu Modell und Modell zu Bild thematisieren. Fest scheint zu stehen, dass sich derlei Dynamik je nach Untersuchungsgegenstand auf unterschiedlichen Ebenen und vermittels verschiedener analytischer Zugänge zeigen kann. Im Folgenden seien exemplarisch drei Konstellationen benannt. Es zeigt sich sogleich, dass diese nicht eindeutig voneinander abgrenzbar sind, womit bereits eine erste Charakteristik des Changierens von Bildlichkeit und Modellhaftigkeit bezeichnet ist.

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