Der Beitrag von Thomas Brandstetter in diesem Band präsentiert ein sprechendes Beispiel.
Nick Hopwood, Plastic Publishing in Embryology, in: de Chadarevian/Hopwood, Models (Anm. 7), S. 170–206.
Bilder im Kontext von Modellen. Modelle können verschiedene Darstellungsformen annehmen; Bilder sind eine davon. Man denke an die berühmte Doppelhelix als Modell der DNA-Struktur, die als ein materielles Modell, als ein schematisches Bild, als eine abstrakte Strukturvorstellung usw. in Erscheinung tritt. Zwischen diesen Formen kann es Darstellungswechsel geben. Ein solches Modell kann folglich einmal als Bild, ein andermal in einer anderen Form verkörpert sein. Eine solche Dynamik lässt sich zunächst hinsichtlich der Bedingungen und Effekte dieses Changierens zwischen Modellformen befragen. Im Anschluss wäre zu überlegen, welche besondere Bedeutung die ikonische Dimension der Modelldarstellung hat. Zeigt sich ein Modell dauerhaft in Form eines Bildes, so kann es auch dazu kommen, dass sich das Bild von seinem Modellbezug löst und in der Folge ein Eigenleben führt bzw. in einen anderen Bedeutungszusammenhang eingebettet wird. [17] Die Modellhaftigkeit von Bildern ist folglich nicht ein für allemal gegeben, sondern erfordert eine wiederholte Aktualisierung und eine entsprechende Verständigung der beteiligten Akteure auf den Modellcharakter. So befindet sich das ikonische Modell in einem steten Spannungsfeld zwischen alternativen Formen der Modelldarstellung und einem von Modellbezügen unabhängigen (bzw. entkoppelten) Bild.
Kontextsensibles Changieren zwischen Bild und Modell. Ob ein Gegenstand primär die Charakteristiken und die Wirkmacht eines (nicht-modellhaften) Bildes oder eines (ikonischen) Modells annimmt, ist nicht intrinsisch gegeben, sondern hängt vom jeweiligen Kontext ab, in der er auftritt und zur Geltung kommt. Seine Bildlichkeit bzw. Modellhaftigkeit ist erstens Ergebnis einer situativen Herstellung, die im Zusammenhang mit der dem Gegenstand zugedachten Rolle steht. Ein Changieren zwischen diesen beiden Charakterisierungen kann zweitens auch durch eine Veränderung des Kontextes, d.h. beim Hinüberwechseln in eine andere Lebenswelt, einen anderen (z.B. disziplinären) Diskurs oder einen anderen Funktionszusammenhang auftreten. Zu fragen wäre hier, unter welchen Voraussetzungen ein Gebilde entwickelt wird, in welcher Form es seine Wirkung entfaltet und inwieweit solche Übergänge bzw. ihre Wirkungen intendiert sind. Schliesslich können Übergänge zwischen Bild und Modell auch in einer historischen Perspektive auftreten, etwa als ein plötzliches Umschlagen oder als eine allmähliche Verlagerung von Bildhaftigkeit zu Modellhaftigkeit.
Modelle im Kontext von Bildern. Eine dritte Konstellation geht davon aus, dass Modelle als Gegenstand bildlicher Darstellungen auftreten. Das Modell fungiert hier gewissermassen als Original, welches das Bild repräsentiert. Ein Beispiel sind Zeichnungen und Photographien von aus Wachs geformten anatomischen Modellen. [18]