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Prozess- und Performancekunst reflektieren und vertiefen die Rückbindung der visuellen Erfahrung an ihren leiblichen Träger durch die Desintegration der minimalistischen Gestalt, während in installativen Arbeiten etwa Dan Grahams der Raum der Sichtbarkeit zunehmend als sozialer, intersubjektiver, von bildlichen Identifikationsmustern und von Sprache durchzogener begriffen wird (Abb. 2). Bis in die gegenwärtige Installationskunst, die ästhetische Erfahrung dem Schillerschen Modell gemäß als Propädeutik gewaltfreier Kommunikation begreift, wirkt auf diesem Weg die minimalistische Inkarnation von Betrachter/in und Situation fort. [3]

Die skizzierte Bindung der ästhetischen Erfahrung an den (biologischen, sozialen, sprechenden) Körper des/der Betrachter/in ist dabei nur die eine Seite. Andererseits wird der Bezug der ästhetischen Präsenz überhaupt an den Träger der Institution untersucht. Museum und Galerie, im Minimalismus nur als Raumbehälter begriffen, werden in ihrer historischen und ökonomischen Funktion analysiert und durch das Licht der Ausstellung, das sie produzieren, selbst mit ausgestellt. Auf unterschiedliche Weise rückt so der Träger des ‹Bildes› in eine Sichtbarkeit, die genealogisch als perspektivische bestimmt werden muss und die tatsächlich perspektivisch ist. 

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