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Das in der perspektivisch-repräsentationalen Malerei als solches verdrängte Trägermaterial des bildlichen Scheins wird selbst in die Sichtbarkeit gehoben. Es tritt aber, wenn es von der Spaltung von Zeigendem und Gezeigtem nicht mehr durchlaufen ist, die den Ort des Bildes bestimmt, schlicht in den Zustand einer opaken Wirklichkeit ein, die in einem Licht erscheint, das sie nicht selbst produziert, die also nicht Träger, sondern Objekt oder Figur in einer Sichtbarkeit ist.

Dieser Moment, in dem die Bildmaterie sich in tautologischer Selbstdenotation nur noch selbst vorzeigt, ist in Frank Stellas Frühwerk erreicht, von dem der Minimalismus zur industriellen Objektproduktion abspringt und damit zu einer neuen Definition sowohl von Träger wie von Bild. Das ehemalige Bild ist Objekt geworden, in Materialien inkarnierte Sichtbarkeit – selten so radikal und restlos wie in Donald Judds Plexiglasboxen von 1964/65ff. (Abb. 3). Diese Sichtbarkeit aber ist einem neuen Träger appliziert, dem White Cube der Galerie, der der Malgrund der Installation ist. Diesen Grund perforiert Michael Asher in seiner paradigmatischen Installation in der Galleria Toselli in Mailand (13. Sept.-8. Okt. 1973) durch die Subtraktion des (mehrschichtigen) weißen Anstrichs und legt den materiellen Körper der Galerie als Träger des ›Bildes‹ – der Installation, des Raums der ästhetischen Gegenwart – frei (Abb. 4). [5] 

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