Bühler selbst unterschied zwischen einer Deixis als demonstratio ad oculos, die Worte wie «dieses» oder «dort» betrifft und einem gestischen Hinweis entspricht, und einer anaphorischen Deixis, die weniger zeigt als sie verweist, nämlich auf ein bereits früher im Diskurs eingefügtes Element. Während die demonstrative Deixis einen Gegenstand hinzufügt, der vorher noch nicht thematisch war, stellt die anaphorische Deixis eine rekursive Bezugnahme dar, welche die explizite Wiederholung hinfällig werden lässt: anstelle von «Hans rasiert Hans» heißt es nun «Hans rasiert sich». Der reflexive Rückverweis auf das Antezedens ist daher rein intradiskursiv, etwa in dem Ausdruck ‹Ich entschuldige mich hiermit›. Der Kern der Deixis ist dann nicht die sichtbarmachende, sondern die selbstreflexive Dimension. Doch Deixis ist durch Reflexivität noch nicht hinreichend beschrieben, ihr eignet eine genuine Funktion der Sichtbarmachung, die sich im Akt des Bezugnehmens nicht erschöpft. [9]
Viele Bildtheorien kommen darin überein, dass Bilder dadurch zeigen, dass sie sich zeigen. Doch dieser Konsens verschleiert, dass der Sinn dieses «Sich» dabei kaum jemals zur Sprache kommt. Für symboltheoretische Ansätze etwa bedeutet die Aussage, dass Bilder zeigen, indem sie sich zeigen, soviel, dass sie weniger denotieren als vielmehr exemplifizieren oder, mit anderen Worten, dass sie an sich selbst vorführen, worauf verwiesen wird. Tapetenmuster, Farbproben und Musterkarten jeder Art benennen nicht, sondern stellen an sich selbst eine bestimmte Qualität aus; jede Umschreibung bleibt in Anbetracht einer solchen Exemplifikation nicht nur umständlich, sondern auch inadäquat. Die Probe oder das Muster sind allerdings in diesem Sinne buchstäblich Paradigmen, da sie immer nur am Rande, d.h. partiell zeigen (Paradigma leitet sich von para-deiknymi, ‹am Rande zeigen› ab): jedes Beispiel kommt schnell an seine Grenzen, wenn es überstrapaziert wird, schlicht weil immer nur eine bestimmte Anzahl von Eigenschaften, niemals aber deren Summe exemplifikatorisch ist. Mrs. Mary Tricias, die von Nelson Goodman zur Illustration eingeführte fiktive Exzentrikerin, bekommt dies zu spüren, als sie beim Schneider darauf besteht, ihre Stoffbahnen in exakt der gleichen Ausfertigung zu bekommen wie die Stoffproben und schließlich hunderte aufwändig in 2 x 3 Zoll zerschnittene Stoffstücke geliefert bekommt. [10] Für Goodman ist daher jede Exemplifikation rahmungsbedürftig, mit anderen Worten: durch den weiteren Symbolisierungskontext (durch Bildunterschriften, Etikettierungen, sprachliche Hervorhebungen, soziale Verwendungsweisen etc.) muss vereindeutlicht werden, welche Eigenschaften exemplifiziert werden sollen. Auf El Grecos Gemälde bezogen könnten dann entweder die Karte, oder aber die Aufschrift diese determinierende Funktion spielen. Exemplifizierendes Sichzeigen ist damit nur eine bestimmte Spielart einer allgemeinen Sinntheorie der Bezugnahme.