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Matteo Nanni über
Jeffrey F. Hamburger (Hg.), Leaves from Paradise: The Cult of John the Evangelist at the Dominican Convent of Paradies bei Soest, Harvard University Press, Cambridge, Mass. 2008, 213 S. ISBN 978-0-976-54728-0

Die hier besprochene, von dem Kunsthistoriker Jeffrey F. Hamburger (Harvard) herausgegebene Sammelpublikation erhebt den Anspruch, anhand eines exemplarischen und komplexen Forschungsobjekts interdisziplinäre Perspektiven miteinander in den Dialog neu treten lassen. Die Herausforderung dieses gelungenen Buches liegt genau darin, die Auseinandersetzung mit einem einzigen Gegenstand, also ganz im Sinne einer materialorientierten Methodologie, in vielfältiger und differenzierter Weise so zu gestalten, dass sie an neue Diskurse, insbesondere an diejenigen der Visual Studies oder der Bildkritik anschlussfähig wird.

Im Allgemeinen definiert sich Mediävistik, so halten wir fest, von ihren historischen Objekten her als eine durch und durch interdisziplinäre geisteswissenschaftliche Tätigkeit. Dennoch greifen ihre Resultate und ihre methodischen Ausrichtungen nicht immer über disziplinäre Grenzen hinaus. Denn grundsätzlich können zwei Perspektiven von Interdisziplinarität bestimmt werden: im ersten Fall setzen sich Forscher verschiedener Disziplinen aus ihrer jeweiligen fachspezifischen Perspektive mit einem gemeinsamen Gegenstand auseinander, im anderen Fall reflektiert ein einzelner Wissenschaftler die Ansätze und die Resultate unterschiedlicher Disziplinen innerhalb des eigenen disziplinären Rahmens. Dass es sich dabei nicht um einander ausschließende Modelle handelt, zeigt die hier besprochene Publikation, die beispielhaft die zwei Perspektiven vereinigt und zugleich verkörpert.

Ausgabe 02 | Seite 188  >>