Im Sammelband treten Historiker, Musikwissenschaftler, Kunsthistoriker und Latinisten zusammen und untersuchen, jeder aus der eigenen disziplinären Perspektive, zentrale Aspekte dieser einzigartigen Soester Handschrift. Stil und intertextuelle Details der Illuminationen, Einordnung des Textes und der Melodie im Rahmen der Geschichte der Sequenz, Rezeption und liturgische Funktion, Performanz und theologischer Hintergrund des Klosters, in dem die Handschrift kopiert wurde, sind die zentralen Themenfelder, die aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden. Bemerkenswert und mutig ist die Fokussierung dieses Buches auf ein einziges «Stück», auf eine Sequenz, die auf knapp sechs Manuskriptseiten überliefert ist (insgesamt handelt es sich bei den Leaves from Paradise um nur 4 folia); ein schöner Beweis dafür, dass Vielfalt und Fülle nicht in der Menge von Materialien, sondern in der Art und Weise, wie man auf die Quellen schaut, zu finden ist.
Über die disziplinäre Vielfalt hinaus ist auch auf den Gender-Aspekt hinzuweisen, der hier nicht ostentativ aufgedrängt wird, sondern den Tatsachen von Genese und Gebrauch der Handschrift entsprechend, produktiv eingebracht wird.