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Bereits von der materiellen Seite her betrachtet, stellen illuminierte Musikhandschriften einen Gegenstand dar, der einen multidisziplinären Ansatz erfordert. Der poetische Text steht unter schwarzer Quadratnotation, die bunten Initialen und Marginalien sind kunstvoll bemalt und führen Zitate, Namen, Wörter, Kürzel auf, die ein weites Feld theologischer, philosophischer, literarischer, aber auch biographischer Natur eröffnen.

In diesem vielfältigen Kontext sind beide Texte des Latinisten Felix Heinzer und des Kunsthistorikers Jeffrey F. Hamburger zu betrachten, die das Wissen unterschiedlicher Disziplinen zusammenhängend reflektieren und fruchtbar machen. Die zentrale Frage nach der Interrelation von Bild, Text und Musik wird in diesen zwei zentralen Beiträgen überzeugend angegangen.

Heinzers aufschlussreicher Text behandelt diese Frage unter dem Blickwinkel des Hörens und Sehens im Sequenzen-Text und lässt dabei virtuose stilistische und sprachliche Untersuchungen einfließen. Hamburger flechtet, ausgehend von den Illuminationen, ein dichtes Netz intertextueller Bezüge. Die Entschlüsselung der «Marginalien» und deren Quellenfindung (S. 202–205) ist einer der Höhepunkte der Lektüre des Bandes.

<<  Ausgabe 02 | Seite 192  >>