Oder bezieht sich der Siegerkranz auf die nachfolgende militärische Auseinandersetzung selbst, dessen Erfolg für Florenz durch ein Gemälde in unmittelbarer Nähe der Diliberazione ausgewiesen wird? Es hängt an der Westwand des Salone dei Cinquecento direkt unter der Diliberazione (Abb. 3), wurde ebenfalls von Vasari und seiner Werkstatt gefertigt und wird als Assalto al forte di Siena presso la Porta Camollia bezeichnet (Abb. 4). Wie schon im Plan und im Bild-Modell-Hybrid ist also auch hier wieder die Porta Camollia im Vordergrund zu sehen, die nun aber nicht mehr als Ziel einer militärischen Planung, sondern als Ort des Sieges ausgewiesen ist. [9]
Vasari lässt offen, ob die heranschwebenden Engel anzeigen, dass Cosimo I. sogleich den zündenden Einfall haben wird, der ihm den Sieg über Siena bereits vor dem Waffengang sichert, oder ob der militärische Erfolg selbst gemeint ist, der im benachbarten Gemälde dargestellt ist. In den Ragionamenti notiert Vasari lediglich, die Engel prophezeiten Cosimo I. den Sieg, «quasi promettendogli la vittoria». [10] Das Vorhandensein der Deutungsalternativen zwischen Bild und Modell legt die Auslegung nahe, dass die Frage nach der Bedeutung der heranschwebenden Engel genau dann gegenstandslos wird, wenn die Planungen Cosimos I. so gut sind, dass sie den Erfolg der militärischen Operation zu garantieren vermögen. Hier wird der Glaube an die von Alberti verfochtende Tugend der Planung übersteigert, [11] indem das Modell zugleich als Bild erscheint und somit die Transformationsregeln der Zentralperspektive symbolisch als Garanten für die vollkommene Vorwegnahme der durch das Modell verkörperten zukünftigen Handlungen ausweist.