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Im Versuch, den Meister zu imitieren, nimmt der Gehilfe seinen Auftrag als Modell derart ernst, dass ihm die Unterschiede zwischen sich selbst, seiner Rolle als Modell, dem Bacchus und der Statue verschwimmen. [17] Dies wiederum führt dazu, wie Stoichita kommentiert, dass Pippo, statt selbst zu einem Bildhauer zu werden und Statuen herzustellen, sich in eine solche verwandelt habe: «instead of making statues, Pippo becomes one.» [18] Damit wird aber nicht nur nahegelegt, dass Modelle dazu neigen, ihre Grenzen zu demjenigen zu überschreiten, auf das sie sich beziehen. Vielmehr gilt eine ähnliche Umschreibung auch für den Bacchus, der als Gott der Ekstase, der Masslosigkeit und der Selbstüberschreitung gilt. Wie das Modell neigt er dazu, sich selbst zu verlieren und andere Formen anzunehmen. Die Konfrontation des Modells mit dem als polymorph charakterisierten Gott ist daher durch die Besonderheit gekennzeichnet, dass beide, sowohl der Bacchus als auch das Modell, ihrer Identitäten keineswegs sicher sind und daher ihr gegenseitiges Ineinanderübergehen umso unabwendbarer erscheint, je eifriger Pippo seine Rolle als Modell zu spielen versucht. [19] Stoichita hält fest:

«When the role of the model is to play Bacchus, the mixture can become explosive, and no one was more aware of this than Sansovino´s garzone. In short, Pippo del Fabbro did not go mad simply because he took his role as model to an extreme, but also – and I might venture to add, above all – because his mission as a model was, specifically, to portray Bacchus[20]

Die innere Unentschlossenheit des Bacchus bewirkt hier umso mehr die Zersetzung der konstitutiven Grenzen des Modells, je unermüdlicher dieses seinem ‹Original› zu gleichen versucht. Aufgrund der Unentschiedenheit des Bacchus und der Unentschiedenheit des Modells kollabieren die Grenzen, die beide zunächst noch auf Distanz voneinander gehalten hatten. Pippo verliert seinen Verstand, indem er sich sowohl in Bacchus als auch in dessen Statue zu verwandeln scheint. Damit erweist sich das Modell zunächst nicht nur im Hinblick auf dasjenige übergriffig, von dem es ein Modell ist, sondern auch auf dasjenige, für das es ein solches ist. [21] Anschliessend nimmt Pippo immer stärker den polymorphen Charakter des Bacchus an und verkörpert neben diesem eine Reihe weiterer personae sowie deren Bildnisse.

«The first pose, that of Bacchus, would soon give way to others – prophets, apostles, soldiers, and so on – in the name of a polymorphism, the exact cause of which is difficult to define: is it the model´s madness, or the interchangeable masks of the god of actors – or both at the same time?» [22]

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