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Der Wert dieser ‹Modellbilder› lag darin, dass der Leser eine ‹Über-Sicht› erhielt, wie sich die Linien der Grund- und Aufrisse aufeinander bezogen. In den Schaubildern selbst liessen sich jedoch keine Masse abgreifen, keine Winkel nachmessen (was besonders nachteilig war) und auch der Effekt der Defension nicht überprüfen. Durch die Perspektivkonstruktionen wurden die Winkel verzerrt und die Linien verkürzt wiedergegeben. Die Ingenieure um und nach 1600 planten die Wallabschnitte kaum noch als Bauwerke mit fixen Linien- und Körpermassen, sondern schufen Systeme aus Winkeln. Sie strebten optimale Proportionen der Bollwerkswinkel und der Großen Streichwinkel an. Die Großen Streichwinkel waren jene Winkel zwischen den bestrichenen Linien, die von den Flanken ausgehend entlang der seitlichen Facen zweier benachbarter Bollwerke verliefen (Abb. 9).

Die Spitzen der Bastione (Bollwerkswinkel) durften nicht zu klein sein, damit sie Platz für möglichst viele Geschütze boten und nicht so leicht zu zerstören waren. Die Großen Streichwinkel zwischen den Bollwerken durften nicht zu gross sein, damit der Raum vor den Bollwerken optimal eingesehen und flankiert werden konnte. Der Vorteil optimierter Winkelproportionen war, dass sich funktionierende Systeme vergrössern und verkleinern liessen.

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