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Die Perfektion der Modelle korrelierte mit der Präzision der Feldmesskunst. Je exakter sich Masse in der Natur abgreifen liessen, um so leichter liess sich der Ort im verkleinerten Massstab abbilden – und umgekehrt die Modellmasse in die landschaftliche Situation übertragen.

Der Wehrbau des 16. Jahrhunderts war von dieser Entwurfspraxis geprägt. Es ist daher erstaunlich, wie viele unterschiedliche Formkonzepte konzipiert und diskutiert wurden. Entwurfspraxis und Formvielfalt waren höchst individuell geprägt: Die Eigenheiten eines Entwurfes gründeten einerseits in der Individualität des Entwerfenden, in seiner Ausbildungsbiographie, seinem Wissenstand und Erfahrungsschatz und seinem politischen Vermögen, eigene Vorstellungen durchzusetzen. Andererseits war dies von der spezifischen Zusammensetzung der Entscheidungsträger abhängig; beispielsweise ob es einem Individualisten gelang, innovative Ideen gegenüber Traditionalisten und konservativen Befehlshabern durchsetzen oder nicht. Noch eigenwilliger wurden Fortifikationen durch spezifische Rahmenbedingungen wie Ort, Topographie, bauliche Altbestände und finanzielle Spielräume, letztere im Hinblick auf Bau und Unterhalt, denn Festungen ohne Ausrüstung, Besatzung und Sold galten als wertlos, ja gefährlich, wenn sich Feinde ihrer bemächtigen konnten.

Um Planungssicherheit oder zumindest Planungsübersicht zu erlangen, wurden Richtlinien herausgegeben. Reinhard Graf zu Solms schlug folgendes Arbeitsschema für Ingenieure vor: 1. Plätze ansehen und aufmessen; 2. Feld besichtigen und Gefahren lokalisieren; 3. Prüfen, wie sich jeder Ort aus der Festung beherrschen lässt; 4. Prüfen, ob die Festung genug Deckung besitzt; 5. Nachdenken über die Höhe der Anlagen; 6. Ermitteln, mit welchem Beschuss zu rechnen ist; 7. Überlegen, ob Erdwälle oder Mauern besser sind und wieviel Büchsen zur Gegenwehr nötig sind; 8. Abriss anfertigen; Höhen und Beschaffenheit der Wälle festlegen. [10] Auf diese Weise wurde zwar die Fortifikation als Prozess reguliert, nicht aber die Gestaltung. Individualität und Regionalität der Festungsideen blieben problematisch, denn die spezifischen Lösungen taugten kaum als allgemeingültige Leitkonzepte oder als Basis für übergeordnete Theoriebildungen. Nicht nur deshalb liessen sich italienische Konzepte im nordalpinen Raum nur bedingt umsetzen: Auch Steinmangel, hohes Grundwasser, andere Angriffstechnologien im flachen Feld sowie komplizierte Auftraggeberkonstellationen waren weitere Hürden. Die sporadischen Erfahrungen der Festungsbauingenieure entzogen sich einer theoretischen Abstraktion und Verallgemeinerung als Grundlage fortifikatorischer Formfindungen. [11]

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