Die Publikationen standen also nicht für sich, sondern waren Teil einer multimedialen Präsentationsstrategie. Zu dieser gehörten auch die Ausstellungen, welche um die Jahrhundertwende ein beliebtes Mittel der Wissenschaftsvermittlung waren. [28] Lehmann hatte sich zu mehreren Anlässen dieses Mediums bedient, um seine Interpretation der flüssigen Kristalle einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren und plausibel zu machen, so 1906 anlässlich der 78. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Stuttgart und 1909 in Paris und in Genf. [29]
Abbildung 3 zeigt den Raum einer solchen Ausstellung. [30] An den Wänden erkennt man eine Reihe von Bildern. Einige wurden mit dem Polarisationsmikroskop angefertigt, um die Kristallachsen sichtbar zu machen und somit den Status der Phänomene als flüssige Kristalle zu etablieren. Ausserdem sieht man den bereits mehrfach erwähnten Filmkader, der mit der Überschrift «Moment-Mikrophotographie» betitelt ist (Abb. 4). Dieser Begriff betont wieder, dass die Fotografie hier kein statisches Phänomen abgebildet hat: Im Gegensatz zu den Fotos der Kristallachsen geht es um die Betonung der Lebensähnlichkeit der Kristalle.