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Der nunmehr heilige Gründer bekommt in unmittelbarer Nähe, am nordöstlichen Pfeiler, ein zweites Memorialbild, das ihn jetzt aber ganz allein mit dem Modell zeigt. Der Wortlaut eines an Christus gerichteten Gebets ist beigefügt (Abb. 4 u. 5). Das Architekturmodell ist weitaus «akurater» als sein Vorgänger, minutiös wird hier nun auch die besondere, in Streifen erfolgte Mauerung der Architektur erfasst.

 

Das sich in der Architektur niederschlagende Amalgam von einem in westlicher Architektur geschulten, aus Kotor stammenden Baumeister, Fra Vita, und einer an Byzanz orientierten Bautradition der Dynastie, wird jedoch kaum im Modell aufgerufen (z.B. mittels der spitzbogigen Fenster der Südwand, der Bauskulptur etc.). Gemessen an der Bauplanung und -ausführung untergräbt das Modell weitgehend die Überlagerung unterschiedlicher kultureller Phänomene. Das Architekturmodell wie auch das Bild des Stifters unterliegen Konventionen, die der Portraithaftigkeit beider eindeutig Grenzen setzen. Dem Stifter, und insbesondere einem heilig gesprochenen Stifter, gebührt eben doch ein gewisser Grad an Idealisierung. So wie wir bei der Architektur gewisse «Defizite» vermerken, so könnten wir bei Stephan argumentieren, nicht einmal seiner Biographie sei angemessen Ausdruck verliehen. Er war gegen seinen Vater angetreten, wurde nach Konstantinopel verbannt und sollte dort geblendet werden.

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