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Übereinstimmungen bis ins Detail bei weit auseinanderliegenden Monumenten machen die Rekonstruktion darüber hinaus plausibel. In der Wandmalerei und vor allem in der Unterzeichnung von Mosaiken vermag man jedoch zu erkennen, wie in einer ersten Skizze eben diese auf die Identität der Figuren zielenden Eigenheiten gesichert wurden. Die aus unserer Wahrnehmung recht oberflächliche Festlegung hat für den byzantinischen Rezipienten eine gänzlich andere Wirkmacht. Es sind eben diese wenigen Indizien, die aus seiner Sicht die Übereinstimmung mit dem Urbild garantieren. Die Absicherung erfolgt freilich auch über eine Beischrift, die auf einer weiteren Ebene auch eine Authentifizierung leistet.

Unter dieser Prämisse halte ich den Terminus «Modell» nach wie vor auch für die visuellen zweidimensionalen Mikroarchitekturen für adäquat. Entscheidend ist nicht, welchen Grad von Präzision wir unserer heutigen Definition von Modell unterstellen, sondern welche Art von Indizien aus der Perspektive der Zeitgenossen vorhanden sein mussten, um als solches anerkannt werden zu können. Gemessen an der Abbildtheorie hatten die Mikroarchitekturen ohne Zweifel ausreichende Elemente, um ihnen den Status als Abbild des realen Baus zuzugestehen. Wenn Peter Kurmann Mikroarchitekturen auf Stiftergräbern attestiert, dass sie als Modelle verstanden werden können, sofern sie Einzelheiten des realen Baus referieren wie zugleich proportional richtig angelegt sind, [33] so dürfen wir diesen Modellcharakter allemal für unsere bildlichen Architekturen in Anspruch nehmen, da sie ohne Zweifel exakt unter diesen Kriterien rangierten. Auf der anderen Seite ist die Überprüfbarkeit mit dem originalen Bau eines der unbedingten Vorzüge dieses Bildes. Daraus resultieren m. E.  Konsequenzen für die anderen nicht in jedem Fall einer Vergleichbarkeit oder Überprüfung zugänglichen «Portraits» der Heiligen. Da der Status aller Bilder letztlich jedoch nicht divergiert, steigert das Stifterbild mit der Architektur gleichsam den Abbildcharakter der Ikonen. Damit die Stifter mit ihren Modellen jedoch  die Bilder der Heiligen nicht in ihrem Realitätsgrad übertreffen, bedarf es bei aller Präzision auch der Rück- oder Einbindung in den malerischen Kontext.

 

Barbara Schellewald studierte Kunstgeschichte, Indologie, Klassische und Christliche Archäologie sowie Italienische Philologie an den Universitäten Heidelberg und Bonn, wo sie 1982 promoviert wurde. Sie habilitierte sich 1994 an der Universität Bonn und wurde dort Professorin für Kunstgeschichte. Seit 2004 ist sie Ordinaria für Allgemeine Kunstgeschichte des Mittelalters an der Universität Basel. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: Byzantinische Bildproduktion und -programmatik, Reliquien, Bild und Text-Relationen, Kulturtransfer zwischen Ost und West während des gesamten Mittelalters und Wissenschaftsgeschichte.

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