Der Fall ist insofern besonders aufschlussreich, als es sich nicht um prominente Grossbauprojekte handelt und auch kein Baumeister namentlich übermittelt ist. Entwurfs- und Planzeichnungen scheinen demnach auch in Byzanz nicht unbekannt gewesen zu sein. Für die eingangs zitierte Situation in Konstantinopel stellt sich jedoch die Frage, ob die Modellpräsentation des armenischen Architekten Aufsehen erregt hat. Zumindest wird in diesem Zeitrahmen in der Hagia Sophia über dem Eingang in den Narthex vom südlichen Vestibül ein Mosaik gesetzt, das uns gleich zwei Architektur-«Modelle» vorführt (Abb. 1). [10]
Dem südlichen Vestibül fällt innerhalb des kaiserlichen Zeremoniells eine zentrale Rolle zu. Der Kaiser legt hier seine Krone ab, an der Tür nimmt der Patriarch ihn in Empfang. Das Mosaik war so für ein ausgesuchtes, privilegiertes Publikum gedacht. Der Gründer der Stadt Konstantinopel, Kaiser Konstantin I. (324-337), offeriert der im Zentrum thronenden Gottesmutter mit dem Christuskind ein Stadtmodell, während auf der gegenüberliegenden Seite Kaiser Justinian I. (527-565), der Erbauer der grossen Kuppelkirche der Hagia Sophia, sein Architekturmodell anbietet.