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Es handelt sich um eine verschiedene Zeitebenen überlagernde, auf die Gegenwart und Zukunft zielende Bildkonstruktion, ein Leitbild oder auch Modell für alle byzantinischen Kaiser, die einerseits ihrer Verantwortung für die Stadt, d.h. zugleich den byzantinischen Staat nachkommen sollen wie zugleich derjenigen für die Hagia Sophia, d.h. der Ostkirche. Eine exakte Datierung für das Mosaik liegt nicht vor, ein Zeitpunkt nach dem oben angeführten Erdbeben dürfte wohl plausibel sein. [14] Man darf sogar vermuten, dass mit der Restaurierung der Hagia Sophia auch die Idee des Gedenkens an ihren Gründer einhergeht. Wenn Mabi Angar überlegt, ob das Modell in den Händen Justinians durch dasjenige des Architekten Trdat angeregt sein könnte, so ist diese Idee reizvoll. [15] Dennoch ist einzuräumen, dass derartige visuelle Modelle schon in der Spätantike keine Besonderheit darstellen. In der Kirche von San Vitale, Ravenna, wird das Modell des Baus durch den Bischof Ecclesius im Apsismosaik gehalten. An den Seitenwänden des Chores erscheinen  Kaiser Justinian und seine Frau Theodora mit ihrem jeweiligen Gefolge. Auch hier wird das Bauwerk recht summarisch geschildert. Im Vergleich beider Modelle kann man allerdings recht gut die den jeweiligen Zentralbau charakterisierenden Faktoren voneinander scheiden. So ist nicht allein die Kuppel und ihre Eindeckung unterschiedlich, sondern auch der Kernbau differiert in der Grundstruktur.

Die Aufgaben, die den Modellen im Fall der Hagia Sophia zuwächst, sind nicht auf einen Nenner zu bringen. Während Trdat sich für eine komplexe Bauaufgabe mittels eines Modells bewirbt, steht der Mosaizist vor der Aufgabe, aus einem real existierenden Gebäude eine Mikroarchitektur zu kondensieren, deren bildhafter Charakter die signifikanten Erscheinungsformen des Baus transportiert. Ganz mit der Bildfunktion in Einklang stehend, ist es ein den Seheindruck nur oberflächlich simulierendes Modell, das allerdings gewährleistet, dass wir es mit diesem und keinem anderen Bau in Bezug bringen. Die Fassade wird von der Südseite wiedergegeben, so wie das Mosaik auch das südliche Vestibül schmückt. Auf diese Weise wird eine Korrespondenz zwischen dem Ort des Bildes und der Sicht auf den Bau im Modell gestiftet. Der Grosse Palast des Kaisers wie auch derjenige des Patriarchen ist ebenfalls im Süden angelagert. Die Perspektive ist demnach auf den Herrscher ausgerichtet, der im Zeremoniell unter dem Mosaik die Hagia Sophia betritt. Konstruktive Elemente, wie die die Zentralkuppel stützenden Halbkuppeln z.B., spielen keine Rolle. Wie sehr hingegen ästhetische, aus dem Medium resultierende Kriterien das Erscheinungsbild des Modells determinieren, lässt sich vorzüglich in der Farbfassung erkennen. So harmonieren die Grau-, Blautöne, die bis in den Übergang zu einem Violett moduliert sind, mit der Kleidung des Herrschers, die durch einen analogen Farbkanon gekennzeichnet ist.

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