Sirs, Mr. Motaba, ganz aus der Nähe und höchstpersönlich
Folgen des Changierens zwischen Bild und Modell in Wolfgang Petersens Outbreak (USA, 1995)
The article is dedicated to an analysis of the role of visualisations of the so-called Motaba virus in Wolfgang Petersens Outbreak. We argue that these visualisations are by their very nature oscillating between being images and models of the virus. Due to this oscillation they become instantiations of the formerly invisible and intangible virus and allow for its rearticulation as friend or foe. It is this merging of a rather specific immunological problem with more general reflections on social order that makes Outbreak a very valuable object of sociological deliberations.
Philipp Sarasin, «Anthrax». Bioterror als Phantasma, Frankfurt a. M. 2004, S. 12.
Vgl. zum Beispiel Ernesto Laclau, Emanzipation und Differenz, Wien 2010.
«Was gibt es Gefährlicheres als unsichtbare Feinde, Mikroben und Terroristen, die sich wie die space invaders im Videospiel heimtückisch in den Körper einschleichen, um ihn von innen her zu zerstören?» (Philipp Sarasin) [1]
Bild und Modell sind zwei Konzepte, die sich definitionsgemäss sehr nahe stehen: sie haben zumeist ein Bezugsobjekt, auf das sie verweisen; sie imitieren das Bezugsobjekt, seine Struktur oder die Regelhaftigkeit eines Bezugssystems; sie betonen bestimmte Charakteristiken des Bezugsobjektes, indem sie andere marginalisieren; viele Modelle sind zudem wie das Bild mit einer visuellen Evidenz versehen: sie stellen vor Augen. Nicht zuletzt existieren in Form von Bildmodellen oder Modellbildern Hybride beider Konzepte. Sowohl Bilder als auch Modelle überschreiten sich selbst, indem sie auf etwas verweisen, das ihnen äusserlich ist; sie verschleiern damit, dass sie jeweils selbst ein Original sind und nicht lediglich ein Abbild oder eine identische Verkleinerung. Derartige Repräsentationsbeziehungen müssen hergestellt werden – durch Kontextualisierungen, Verweise auf die Objektivität der Verbildlichungsverfahren oder die diskursive Herstellung von Verbindungen. Wenn Bilder und Modelle repräsentieren, sind sie zumeist Stellvertreter. In der Rhetorik wurde für diese spezielle, operative Form der Verknüpfung zweier Entitäten der Begriff der Trope geprägt: ein Begriff tritt an die Stelle des durch ihn bezeichneten Objekts oder Phänomens und autonomisiert sich. Um die Funktion der Trope erfüllen zu können, muss dem Begriff eine gewisse Ambivalenz ein- oder zugeschrieben werden, die ihn von seinem ursprünglichen Signifikat löst und für eine neue Bezeichnungsoperation verfügbar macht. Für die Sprache wurden diese Reartikulationen zuhauf beschrieben. [2]