Struktur und Umrissmodelle als schematische Bilder der Bewegung
Over the centuries, the abstract representation of human beings played a crucial role in the drawing apprenticeship. Within the proportion and movement studies artists developed basic structures or outlines of the figures that depict proportion, measure and movement. This article follows the alternating relation between image and model within a figurative reduction. It explores the interplay between an abstract representation as model and representing a figure with the means of a model. It takes a closer look at structure and contour models of schematic images representing movement in the Renaissance Art and today to show the simplicity of stick figures as a coherence of model and image.
In der Zeichenlehre werden seit Jahrhunderten abstrakte Darstellungen des Menschen entwickelt, die über die mimetische Abbildung der Wirklichkeit hinaus konstruktive und umrisshafte Strukturen des Körpers bestimmen und als Mittel zur Erkenntnis und im Sinne eines Musters zur Anwendung von Proportion, Mass und Bewegung dienen. Dieser Aufsatz verfolgt die wechselseitige Beziehung von Bild und Modell einerseits in der bildlichen Reduzierung der Figur auf eine abstrakte Darstellung als Modell, andererseits untersucht er Bilder, die mit dem Mittel eines Modells eine Figur darstellen.
Spätestens in der Proportions- und Bewegungslehre der Renaissance werden aus der Anschauung, Vermessung und mathematischen Konstruktion des Menschen abstrakte Darstellungen gewonnen, die in der Kunstliteratur in ihrer vielfältigen Anschaulichkeit für die Lehre Niederschlag gefunden haben. [1] Diese Darstellungen des Menschen sind in ihrem Abstraktionsgrad oftmals bis an die Grenze des Erkennens geführt und veranschaulichen gerade in ihrem auf das Äusserste reduzierten Grundgerüst oder den Umrisslinien der Figur proportionale Massverhältnisse. Damit sind einige Voraussetzungen für den Begriff des Modells und des Bildes am Beispiel der figürlichen Darstellung der Bewegung mit der Balance folgender Verhältnisse angedeutet: Abstraktion und Reduktion, Wahrnehmen und Erkennen, Kontext und Praxis, Anschauung und Anschaulichkeit.
Die bewegte Figur als Modell kennzeichnet sich durch Abstraktion als etwas, «das von der Wirklichkeit bzw. von der gegebenen Erfahrung absieht» und durch Reduktion, als etwas, das in der «Zurückführung», im Reduzieren auf das richtige Mass liegt. [2]