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In diesem Zusammenhang ist Ernst Gombrich zu erwähnen, der 1959 in seinem Buch Kunst & Illusion herausstellte, dass «jede Naturwiedergabe eines Werkstoffs und eines Schemas bedarf, die umgestaltet und angepasst werden können» [55] und weiter daran erinnerte, dass die Griechen ihre Schemata «Kanon» nannten und dass der Kanon für die «gesetzmässigen Massverhältnisse, [und für] deren Kenntnis zur Gestaltung lebenswahrer Figuren notwendig ist». [56] Die Proportion und Bewegung der Figur kann nach Gombrich mit den abstrakten Bildbeispielen als «die einfachste Struktur des Gegenstandes» veranschaulicht beschrieben werden. [57] Diese Struktur ist nach ihm das «abstrahierende Ordnungsprinzip» [58] und, so ist zu ergänzen, illustriert «Formgebung und Maßgabe» wie «Beugung oder Wendung» in der Bewegungsdarstellung der Figur. So dient nach Gombrich das Schema dem Künstler als «Gerüst für die Darstellung seiner Erinnerungsbilder und wird von ihm nach und nach so lange abgeändert, bis es mit dem, was er darstellen will, übereinstimmt». [59]

Der Exkurs in die Geschichte der Proportions- und Bewegungslehre und ihrer Begrifflichkeit hat gezeigt, dass die Darstellung der Figur in Bewegung als schematische Figur ein Modell ist, insofern es abstrakt eine Übersicht der maßgeblichen Faktoren darstellt, die Gesetze greifbar und begreifbar und in Form idealer Reduzierung zugleich relevante Züge veranschaulicht. Als Zwischenresümee kann festgehalten werden, dass die schematische Figur als Struktur und Umrissmodell einer ideellen Umsetzung als Erinnerungs- und Sinnbild für die praktische Anwendung in der Entwurfszeichnung oder im Gemälde dient. Vorgestellt wurden auch bestimmte Modelltypen, die über die Funktion des Musters hinaus besondere visuelle Qualitäten besitzen und damit als Bild sichtbar werden.

[58]

Ebd.

[59]

Ebd.

[60]

Dürer, Vier Bücher von menschlicher Proportion (Anm. 1), fol. V1r.

 

Albrecht Dürer: Biegungslinien als abstrakte Modelle der Bewegung

Im vierten und abschliessenden Buch seiner Proportionslehre widmet sich Albrecht Dürer der «Lehre zur Darstellung menschlicher Bewegungen» über die «Biegung», in der er anzeigt, «wie vnd wo man die for beschrybnen bilder biegen soll» [60]. Dürer spricht hier von Bildern und meint die figürlichen Darstellungen, die im folgenden zur Darstellung von Bewegung gebogen werden. Hier wird im Weiteren aufgezeigt, wie diese von Dürer genannten Bilder als abstrakte Modelle zur Anschauung von Bewegung eingesetzt werden. In seiner Lehre definiert Dürer sechs verschiedene Arten der Körperbiegung:

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