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[61]

Ebd.

 

«Unnd darumb was dem biegen zu gehört vnd anhangt das vernym recht in // deinem gebrauch / Zu solchem merck dise sechs nachfolget vnderschyd / vnd nym diser wör // ter in allen biegen wol acht. // Diß sind die vnderschyd // Gebogen // Gekrümbt // Gewent // Gewunden // Gestreckt / Gekrüpfft // Und Geschoben. // Dise ob gemelte sechs wörter werden alle in einem menschen gethon mehr oder minder // darnach er sich bewegt / Und dise sechserley vnderschyd wie ich ein nedliche meyn / nnnd // wie sie zu versten sey / wil ich durch linien zu versten geben wie hernach folgt.» [61]

Diese Biegungsarten, das Biegen, Krümmen, Wenden, Winden, Strecken / Stauchen und Schieben, illustriert Dürer anhand von Liniendarstellungen. Entscheidend ist hier die Isolierung der Biegungslinien aus der Figurdarstellung als abstrakteste Form von Bewegungsmodellen. Dürer unterscheidet auf einer bildlichen Ebene wechselnde Biegungen des Strukturgerüsts ohne Kontur und macht damit die Erzeugung von Bewegung bildlich und modellhaft zugleich fassbar (Abb. 3).

Hier sei die erste Art, das Biegen, kurz erläutert, welche Dürer in Folio V1v oben links mit einer beschreibenden Handlungsanweisung aufführt und mit einem Modell ergänzt: Eine gerade Linie a b («gestrackte lini») hat nach Dürer zwei Punkte («puncten») oder zwei Glieder («glider»).

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