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Während die Musterzeichnung eine Umrisstruktur im Sinne eines Modells für das anzufertigende Bild darstellen kann, stellt die Entwurfszeichnung eine modifizierte Umsetzung der Regeln aus der Lehre dar. [64]  Wie im Weiteren zu sehen sein wird, entscheidet sich der Übergang von Musterzeichnung / Musterdruck zu Entwurfszeichnung / Gemälde in der Umsetzung der mechanischen Grunddisposition einer Bewegungsdarstellung als Modell – das Dürer als verschiedene Bewegungsmodi konstruierte – in die Übertragung der Bewegungsdarstellung in einen organischen Prozess der Bewegung, der notwendig die für das Modell charakteristische Massstäblichkeit im Moment der Bewegung negieren muss, um Bild zu sein. Panofsky führt in diesem Zusammenhang neben dem «Einfluß der organischen Bewegung» den «Einfluß der perspektivischen Verkürzung» und die Notwendigkeit der «Rücksicht auf den visuellen Eindruck des Beschauers» an, die hier als visuelle Faktoren ihre Wirkung entfalten. [65]

Folio 151 aus dem Dresdener Skizzenbuch veranschaulicht eine Frau von acht Kopflängen, die auf der linken Blattseite in der Seitenansicht stehend aufgerissen wurde, auf der rechten Seite ist die Frau, so Hinz, «freihändig in eine gebeugt sitzende Situation gebracht». [66]

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