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[78]

Schmidt-Wulffen, Modelldenken (Anm. 75), S. 8.

 

An dieser Schnittstelle wird der «bloß zeichenhaften Darstellung von Wirklichkeit» selbst eine Realität zugeschrieben, [78] beispielsweise, wenn wir uns den vier Stick Figure-Arbeiten nähern und unmittelbar eine rennende Strichfigur erkennen, die beim Lesen des Untertitels «Running very fast“ noch mehr Tempo in der Bewegung erhält; oder wenn eine Figur die Arme vor dem Gesicht verschränkt und mit dem Untertitel noch deutlicher wird, dass sie ihre nicht gezeichneten Augen verdeckt, die in diesem Moment und nur durch diese Bewegung für den Betrachter verblüffend sichtbar werden (Abb. 11).

[79]

Boehm, Ikonisches Wissen. Das Bild als Modell (Anm. 3), S. 121.

[81]

Mullican, in: documenta 7 (Anm. 76).

 

Inwiefern steht die Strichfigur als Modell an der Nahtstelle von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit? Und könnte hier weiter mit Boehm die Strichfigur als Scharnier formuliert werden, welches das «Abstrakt-Unsichtbare mit dem Konkret-Sinnlichen flexibel verschränkt»? [79] Diese Fragen führen ins Zentrum von Mullicans Bildwelt. So scheint es, als ob Mullican mit seinem Konzept, «das Bild als einen Spiegel» [80] zu betrachten, oder aktiv noch forcierter «in das Bild hineinzugehen» [81], dem Betrachter einen Einstieg in das Bild zu ermöglichen sucht, um Bewegung vielfältiger Art darzustellen. Anhand seiner Stick Figure setzt der Künstler nicht nur konkrete Körperbewegung als Ortsveränderung ins Bild, sondern auch subjektive Gefühls- und Emotionsbewegungen.

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