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So ist der Ausgangspunkt dieses Aufsatzes eine besondere Zeichnung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, die in der kunsthistorischen Forschung unter Vorbehalt Erhart Schön (1491-1542) aus dem Dürerumkreis zugeschrieben wird und hier in der Argumentation in Austausch mit Beispielen der Kunstbücher und der dazugehörigen Zeichnungen von Albrecht Dürer (1471-1528) und Heinrich Lautensack (1522-1568) gebracht wird.

Die Zeichnung Schöns zeigt Bewegungsfiguren mit simplen (Achs-)Linien (Grundgerüst), aber auch Figuren mit der Gleichzeitigkeit von (Achs-)Linien (Grundgerüst) und Umrisslinien (Kontur), die den unmittelbaren Eindruck von Bewegung in der Wahrnehmung hervorrufen. Diese Bildbeispiele werden im historischen Kontext untersucht und dienen als Grundlage für die Diskussion des graduellen Übergangs von Modell und Bild. Mit Beispielen von Dürer und Lautensack wird die Besonderheit des unmittelbaren Bewegungssehens an diesem Blatt der mechanischen Konstruktion von Bewegungsdarstellung als Modell für die Entwurfszeichnung gegenübergestellt. Ein Exkurs am Schluss des Aufsatzes gibt am Beispiel der Stick Figure-Serie des amerikanischen Künstlers Matt Mullican (geb. 1951) einen Ausblick auf ein in der Kunst der Gegenwart breit angelegtes Konzept des Modells als Bild.

Die schematisierte Bewegungsfigur aus dem Nürnberger Dürer Kodex: Schattierungen von Modell und Bild

1920 hält der Kunsthistoriker Erwin Panofsky seine Probevorlesung im Zusammenhang mit seiner Habilitation in Hamburg, für die er von der Fakultät das Thema Die Entwicklung der Proportionslehre als Abbild der allgemeinen Stilentwicklung erhält. [7] Die Vorlesung wird im darauf folgenden Jahr mit einem leicht veränderten Titel in den Monatsheften für Kunstwissenschaft veröffentlicht. [8] Panofsky unternimmt mit dieser Studie den Versuch, die Proportionslehre «universalhistorisch» [9] zu betrachten, indem er nach dem «ob» und «wie» der Lehren fragt, um nicht nur «die in ihnen gegebene Lösung, als vielmehr die in ihnen enthaltene Fragestellung» für ein Verständnis des Ausdrucks des «Kunstwollens» anzuführen. [10] In diesem Aufsatz ist eine erstaunlich leicht bewegte Figur durch einzelne Striche dargestellt, der in ihrer abstrakt-reduzierten Bildlichkeit etwas Modellhaftes innewohnt, um das es im Weiteren gehen soll. Diese Figur, deren Hauptstriche die einzelnen Glieder darstellen, welche durch Ringe als Gelenkpunkte miteinander verbunden sind, befindet sich in bewegter Schrittstellung, den rechten Arm nach vorne erhoben, in der linken Hand ein Schwert fassend, dessen Klinge annähernd parallel zum linken Bein gehalten ist. Der Kopf ist knapp umrissen und gibt ein Gesicht im Profil mit streng geradeaus gerichtetem Blick frei (Abb. 1).

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