Zwei Figuren (die zweite von links in der ersten Reihe und die vierte von links in der dritten Reihe) werden mit ihrer gesamten Körperkontur umrissen und enthalten zugleich Achslinien. An mehreren Stellen sind diejenigen Figurenzeichnungen, welche nur aus Achslinien bestehen mit Umrisslinien aus Bleistift ergänzt (z.B. dritte Figur der zweiten Reihe), wobei im Vergleich zu den fein aus Tusche ausformulierten Umrisslinien anderer Figuren (z.B. Figuren der ersten Reihe) zu bezweifeln ist, ob die eher plumpen Bleistiftlinien von der ursprünglichen Hand stammen. Auch finden die Hüllquadrate Anwendung, die auf die Stereometrisierung in der Proportionssystematik Dürers zurückgehen, als Kopfersatz an der ersten Figur in der ersten Reihe, wie in allen vieren der untersten Reihe, wobei die beiden letzten Figuren einen Verschnitt von Quadrat und Oval als Kopfform aufweisen.
Für die Fragestellung, ob und wie diese abstrakten Bilder der Proportionslehre als Strukturmodelle in der Darstellung dienen, ist interessant, dass einige dieser Figuren (die zweite von links in der ersten Reihe und die vierte von links in der dritten Reihe) aus Achs- und Umrisslinien aufgebaut sind. Mit der Gleichzeitigkeit dieser beiden Prinzipien der Figurenzeichnung, der äussersten Linearität der Achsen und der strengen Kontur des Körperumrisses, ereignet sich über die blosse Anschauung und Konstruktion hinaus eine besondere Anschaulichkeit der Darstellung, die den Eindruck lebendiger Bewegung evoziert. Warum ist das hier so? Führen also, so die leitende Fragestellung einige dieser Bewegungsfiguren die Pole Bild und Modell an eine Grenze der Unterscheidbarkeit? Inwiefern kann hier der visuelle Eindruck von Bewegung der Figuren zwischen den Konzepten von Modell und Bild changieren, gar zusammenfallen?
Die zweite Figur in der ersten Reihe und die dritte Figur in der zweiten Reihe sind im Moment der Bewegung gegeben. In beiden Figuren sind Stand- und Spielbein nicht eindeutig auszumachen. Anschaulich wird ein Spiel mit der für die Bewegung charakteristischen Stabilitätsvorgabe und Bewegungslatenz, das sich als ein Bewegungsprozess entfaltet. Deutlich ist der Schwerpunkt der Figur asymmetrisch über die Diagonale des Körpers hinweg verlagert und versetzt sie dadurch in eine spannungsreiche Bewegung. Für den Bewegungseindruck werden die geraden Linien der Achsstruktur teilweise durch leicht gebogene Linien ersetzt. Der Einsatz der gebogenen Linie im Verhältnis zur geraden Linie unterstützt den bewegten Eindruck der ausdrucksstarken Figurenkonstruktion. So wird die gezielte Abweichung vom proportionalen Verhältnis der Glieder mit unterschiedlich langen Gliedmassen zugunsten des lebendigen Bewegungseindrucks eingesetzt.