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Wie sich zeigen wird, gibt die Fotografie jedoch vor allem die Abweichungen und Differenzen des aufgebauten Modells gegenüber Beuys‘ Entwurf wieder und ist als Dokumentation seines Beitrags trügerisch – dennoch besitzt dieses Bilddokument für das generelle Verständnis des Künstlers Beuys einen hohen Wert, der erst auf einer anderen Ebene deutlich wird.

Beuys ging bei seiner Bewerbung für das Mahnmalprojekt sehr akkurat vor: Er reichte alle Unterlagen pünktlich ein, ergänzte seinen Entwurf mit eigens verfassten Erläuterungen, lieferte einen Kostenvoranschlag für die eigentliche Errichtung und fertigte ein nicht unbedingt gefordertes Modell an. Zusammen mit zahlreichen Vorstudien erlaubt es diese Genauigkeit heute, den Entwurf von Beuys und dessen Idee zu rekonstruieren. Das Modell hatte eine beachtliche Grösse, weswegen sich Beuys entschied, es als Bausatz nach Oświęcim zu schicken. Um einen korrekten Zusammenbau des Modells bemüht, fügte Beuys zudem eigens eine Anleitung zu seinem Aufbau bei. In dieser weist er explizit darauf hin, dass die Plastik nicht unmittelbar im Zusammenhang mit dem – auf der Fotografie im rechten Bildfeld abgebildeten – torähnlichen Objekt zu sehen ist, «sondern frei daneben aufzustellen sei».

<<  Ausgabe 02 | Seite 217  >>