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Die wichtige Bedeutung der hier gezeigten Fotografie ist nicht nur bei der Rekonstruktion und dem Verständnis des Mahnmalentwurfs zu finden, sondern vielmehr bei einem generellen Verständnis der Kunst von Beuys: Denn nur auf dieser einen hier gezeigten Fotografie ist das Modell als ein Modell für ein Mahnmal in Auschwitz-Birkenau zu verstehen. Die hier gezeigte Fotografie ist der einzige existierende Nachweis, der zeigt, wie die Bestandteile als eine Komposition für ein Modell zusammengefügt sind. Beuys setzte nämlich die einzelnen Bestandteile des Modells nach dem Wettbewerb für eine weitere Aktion und für andere Objekte ein: Nachdem Beuys in der ersten Wettbewerbsrunde ausgeschieden war, liess er sich am 28.07.1960 alle Teile des Modells von Oświęcim nach Düsseldorf zurückschicken. Dort angekommen, löste der Künstler die Modellteile aus dem Kontext der Auseinandersetzung mit dem Holocaust.

So lassen sich heute im Œuvre von Beuys alle Teile des Modells – die als Wahrzeichen gestalten Holztore und die kristalline Plastik – wiederfinden. Beispielsweise tauchen die zwei Holzteile fünf Jahre nach der Rücksendung des Modells während der bekannten Aktion «und in uns ... unter uns ... landunter» (1965) wieder auf.

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